Tag 15: Heimatbesuch und Stehapplaus
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Andererseits gibt es dazu auch einen Vorlauf. Ein Mitglied unserer Sprachgruppe war schon bei der ersten Bischofssynode 1967 dabei, und später immer wieder. Er erzählte uns mit fröhlichem Pragmatismus, dass die ersten Synoden recht schwierig gewesen seien. Man habe erkannt, dass ein Text, auf den sich Bischöfe mit so verschiedenem Hintergrund in kurzer Zeit einigen könnten, fast zwangsläufig eher allgemein und fad sein müsse.
Bischöflicher Konsenssuche ist nicht mutige Prophetie
Deswegen habe seit der dritten Bischofssynode im Anschluss jeweils der Papst die Anregungen der Synode zusammengefasst und eine stimmigere und oft auch weiterführendere Exhortation daraus gemacht. Mich tröstet das etwas. Es bestätigt zwar meine aufkeimende Vermutung, dass bischöfliche Konsenssuche und mutige Prophetie nicht leicht zusammenkommen können. Aber immerhin ist das im System auch schon berücksichtigt.
In der Heimat fragen mich viele, wie es auf der Synode läuft. Zu längeren Erklärungen ist meist keine Zeit, aber nach erfolgreicher Museumseröffnung findet sich am späten Abend noch eine bunte Gruppe zusammen, in der freimütig gesprochen wird. Es sind auch ein paar Professoren am Tisch, und hier wird im Plauderton vorausgesetzt und ausgebreitet, was auf der Synode eher Geheimwissen zu sein scheint: dass die Art und Weise, wie die katholische Kirche das Sakrament der Ehe versteht und feiert, in der jetzigen Form eigentlich erst seit dem Konzil von Trient festgezurrt ist.
Das Synodenblog
Abtpräses Jeremias Schröder OSB von St. Ottilien nimmt an der Familiensynode im Vatikan teil. Für katholisch.de berichtet er regelmäßig direkt aus der Synodenaula.Einer prophezeit zum Synodenabschluss eine Kirchenaustrittswelle sowie, aus anderen Gründen, den Rücktritt der Bundeskanzlerin noch vor Jahresende, aber zu dem Zeitpunkt sind auch schon leere Weinflaschen auf dem Tisch, so dass nicht mehr jedes Wort auf die Waagschale gelegt wird.
Wegweisende Rede des Papstes
In meinem Postfach finde ich unter anderem die Werbung für das neue Buch des emeritierten Münsteraner Kirchenhistorikers Angenendt über Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum. Das hätte ich vor der Synode noch gerne in die Hände bekommen! Jetzt ist es per Internet als ebook innerhalb von wenigen Minuten tatsächlich in meiner Tasche, ein Wunder unserer Zeit.
Am Sonntag dringt die Botschaft bis nach Oberbayern durch, dass der Papst in Rom am Samstag beim Jubiläum der Bischofssynoden wegweisend gesprochen hat. Die ganze Kirche soll synodaler werden, weil das ihrem Wesen entspricht. Er erhofft sich daraus eine ökumenische Weitung. Die Bischofssynode wird dann noch eine von vielen Synodalstrukturen sein: er spricht deutlich von der Verlagerung auf andere Ebenen und von Dezentralisierung. Der Papst beschreibt diesen synodalen Weg als einen Weg des Hörens: Hören auf das Volk Gottes, Hören auf die Hirten. "Der synodale Weg gipfelt im Hören auf den Bischof von Rom, der berufen ist, als Hirt und Lehrer aller Christen zu sprechen: nicht auf der Grundlage seiner persönlichen Überzeugungen, sondern als höchster Zeuge des Glaubens der ganzen Kirche, als Garant des Gehorsams der Kirche gegenüber dem Willen Gottes, dem Evangelium Christi und der Tradition der Kirche."
Stehapplaus unter den Bischöfen
Und dann benutzt er selber die Formel "cum Petro et sub Petro", die wir in diesen Tagen oft gehört haben. "Mit Petrus und unter Petrus" ist eine Loyalitätsbekundung, die viele Synodenväter wie ein Mantra in ihre Berichte eingestreut haben. Aber nun, da der Papst selbst davon spricht, wirkt das plötzlich mahnend - und zugleich beruhigend. Man versteht, dass auch diese Synode nicht einfach sich selbst überlassen bleibt. Die in der Aula im Allgemeinen eher zurückhaltende Bischofsriege lässt sich zu einem Stehapplaus hinreißen.