Bayerische Bistümer weisen Kritik Söders zurück
Das Erzbistum München wies seine Pfarrgemeinden an, bei der Bereitstellung von Gebäuden oder Grundstücken sollten Miete oder Pacht zehn Prozent unter dem ortsüblichem Preis liegen. Die Einnahmen flössen nach Abzug der Instandhaltungskosten wieder in die Flüchtlingsarbeit.
Die Diözese Würzburg wies Söders Kritik scharf zurück. Bistum und Caritas seien in der Hilfe für Asylsuchende vielfältig engagiert, erklärte Domkapitular Clemens Bieber. Er warnte vor einer "Kultur des Gegeneinanders". Das Bistum stellt nach eigenen Angaben in einem Nachtragshaushalt zusätzlich drei Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung, davon 2,5 Millionen für die Asylsozialberatung der Caritas sowie 500.000 Euro für den Bau einer Unterkunft in Goldbach.
Verwunderung auch im Bistum Augsburg
Der Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Augsburg, Ralf Eger, zeigte sich verwundert über die Diskussion um kirchliche Mieteinnahmen. Das Geld komme nach Abzug der Sachkosten "direkt wieder den Flüchtlingen zugute", sagte der Diakon der KNA. Die Unterbringung von Asylbewerbern ist eine staatliche Aufgabe. Der Staat bezahlt jene, die Quartiere zur Verfügung stellen, also etwa Besitzer leerstehender Häuser oder Gastwirtschaften. Genauso wird bei kirchlichen Unterkünften verfahren.
Linktipp: Ein Netz aus Hilfe
Papst Franziskus rief am Sonntag jede katholische Einrichtung Europas auf, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Schon am Tag danach haben sich viele deutsche Bistümer zu Wort gemeldet. Katholisch.de sammelt die Informationen aus den Diözesen.Laut der Mitteilung der Münchner Erzdiözese sollen bei Gebäuden und Wohnungen bis zu 50 Prozent der Mieteinnahmen für die Flüchtlingsarbeit in den Pfarreien verwendet werden, bei verpachteten Grundstücken 75 Prozent. Bereits in der Vergangenheit habe der diesbezügliche Miet- oder Pachtzins in vielen Fällen unter dem ortsüblichen Preis gelegen, hieß es. Einzelne Objekte seien auch kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Beer sagte der Zeitung, derzeit habe das Erzbistum 1.200 Plätze für Flüchtlinge.
Söder verwies auf Kirchensteuereinnahmen
Söder sagte dem "Münchner Merkur", die höheren Kirchensteuereinnahmen böten Spielraum für zusätzliche Ausgaben. Laut aktuellen Schätzungen könnten die beiden großen Kirchen in diesem Jahr im Freistaat 100 Millionen Euro mehr an Steuern erwarten, unterstrich der Minister, der auch der Synode der bayerischen evangelischen Landeskirche angehört. Ein Sprecher der Landeskirche sagte auf Anfrage, Söder könne sich bei der Herbstvollversammlung Ende November mit seinen Wünschen einbringen. So sei ein Nachtragshaushalt von zehn Millionen Euro für die Flüchtlingshilfe vorgesehen. Im Etatplan für 2016 seien weitere zehn Millionen Euro zusätzlich für diesen Zweck eingestellt. (KNA)