Kunst als Spur des Glaubens
Languillat studiert noch Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main, aber längst macht er eigene Projekte. Die Moritzkirche fand er online; um sie zu erleben, fuhr er im Mai ins bayerische Schwaben – und war von Ehrfurcht erfüllt: "Das ist ein Raum für Stille und Meditation. Es gibt viel Weiß, aber so viele Details. Und die Kirche strahlt wie Schnee in Finnland."
Die Moritzkirche ist die vielleicht älteste Kirche in Augsburg, 2010 bis 2013 wurde sie von dem Londoner Architekten John Pawson neu gestaltet. Klarheit und minimalistische Schlichtheit prägen den Bau seither – beeindruckende Heiligenskulpturen, die meisten aus dem 17. Jahrhundert, kommen so zur Geltung. Die Figur des Christus Salvator, des Weltenretters, der am Ende der Zeit wiederkommt, zieht den Blick des Besuchers in den Chorraum, dahinter öffnet sich hell die Apsis als Bild des himmlischen Jerusalem. "Ein Anruf zum Glauben, eine Begegnung" sei diese Hoffnungsfigur aus dem Dreißigjährigen Krieg für ihn, so Languillat.
Ein künstlerisches Video ist geplant
"Meditation in White | Klang - Raum - Bild" heißt das Projekt, zu dem der junge Franzose so inspiriert wurde. Ein interdisziplinäres Projekt, das einen Dialog der Künste mit Musik, Video, Architektur und Design im Innenraum der Moritzkirche vereinen soll. Languillats Partner ist Patrick Zeller, 30, gebürtiger Bad Kreuznacher, im Brotberuf selbständiger Produktionsassistent vor allem für Werbefilme, seine Leidenschaft jedoch gilt künstlerischen Projekten mit kulturellem Mehrwert.
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Sein Experimentalfilm "Usobuki", den er noch als Student drehte, war im hochschulübergreifenden Nachwuchs-Programm "Hessen Talents" und kam ganz ohne Sprache aus. Im Rahmen des Projekts "Musik für Stummfilme" komponierte Raphaël Languillat dann eine Filmmusik dazu. Vor wenigen Tagen wurde das Orchesterstück mit dem Film uraufgeführt. Dass die beiden nun ein gemeinsames Projekt in der Moritzkirche planen ist die Fortsetzung dieser Zusammenarbeit: Ein künstlerisches Video, das sich auf leisen Sohlen dem leeren Kirchenraum nähert, ihn erkundet, ihn sich vertraut macht. Begleitet von Languillats Klavierstück "La Remise des clefs à Saint Pierre".
Dieses Video und zwei Konzerte zeitgenössischer französischer Musik mit Einführungsgesprächen und Uraufführungen wollen Languillat und sein Team – Deutsche, Franzosen, Schweizer – gemeinsam verwirklichen. Allein: Es fehlt das Geld.
Das Internet, das Languillat die Moritzkirche finden ließ, soll helfen. Über eine Crowdfunding-Seite werben die Künstler für ihre Projektidee. Crowdfunding bedeutet, dass viele Menschen sich an der Finanzierung beteiligen, oft mit einem nur kleinen Beitrag, der nur dann bezahlt wird, wenn das Projekt auch tatsächlich umgesetzt wird. Mehr als 1.000 Euro haben die Künstler so schon zusammenbekommen, 4.000 Euro brauchen sie mindestens, um das Projekt umzusetzen.
„Meine Musik ist wie ein buntes Kirchenfenster, eine Spur meines katholischen Glaubens, meiner Seele.“
Vielleicht kommt Unterstützung noch vom französischen Kulturinstitut: Vier Konkurrenten hat "Meditation in White" in einen Wettbewerb des Institute Français um den Förderpreis für Kreativität (Arte Creative) im Rahmen des Crowdfunding-Contests "Schwärmen für französische Kultur". Wer am 30. November die meisten Unterstützer hat, erhält mit 2.500 Euro eine ordentliche Finanzspritze für das eigene Projekt.
Languillat, der seine eigene Spiritualität, seine Hingabe in seine Musik legt, will andere an diesen Gefühlen teilhaben lassen: "Meine Musik ist wie ein buntes Kirchenfenster, eine Spur meines katholischen Glaubens, meiner Seele" – mit der schlichten, leuchtenden Moritzkirche in Augsburg könnte sich diese Musik zu etwas großem verbinden, ist er überzeugt. Die jungen Künstler versprechen "eine audiovisuelle Erfahrung, aus der unser aller Geist bereichert zurückkehrt".