Weihnachtskarten trotzen WhatsApp, SMS und Co.

Comeback der Handschrift

Veröffentlicht am 06.12.2015 um 13:41 Uhr – Von Daniela Wiegmann (dpa)  – Lesedauer: 
Brauchtum

München ‐ Handgeschriebene Karten sterben auch in Zeiten von Smartphone und Internet nicht aus. Im Dezember greifen Millionen Deutsche wieder zu Stift und Papier. Dennoch sollte genau hinschauen, wer in den nächsten Wochen eine Karte im Briefkasten hat.

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Rund 120 Millionen Briefsendungen schleppen die Zusteller dann täglich durchs Land. "Auch wenn das Briefaufkommen in den letzten Jahren leicht abgenommen hat, werden nach wie vor sehr viele Weihnachtsgrüße per Brief und Karte auf dem Postweg versandt", sagt ein Post-Sprecher.

Handgeschriebenes als ganz persönliche Wertschätzung

Weihnachtsgrüße per SMS, Mail oder WhatsApp kommen selbst für viele junge Leute nicht infrage. "Gerade in der heutigen Zeit gewinnt Handgeschriebenes als ganz persönlicher Ausdruck der Wertschätzung an Bedeutung", meint Werner Lippels, Chef der Arbeitsgemeinschaft der Hersteller und Verleger von Glückwunschkarten in Putzbrunn bei München.

Ein Mann schaut auf ein Smartphone.
Bild: ©aeroking/Fotolia.com

Gegen die klassische Weihnachtspostkarte hat das Smartphone keine Chance.

Nach einem Rückgang in den vergangenen Jahren rechnet er in diesem Jahr mit einem stabilen Absatz von rund 120 Millionen verkauften Weihnachtskarten. Die heißen Tage stünden den Händlern noch bevor: "Der Konsum springt immer erst 14 Tage vor Weihnachten an."

Handschrift per Roboterarm

Vor allem humorvolle Weihnachtskarten gewinnen an Bedeutung. Und die gehen mit der Zeit. "Woher weißt Du so viel über mich?", fragt etwa ein kleines Mädchen auf einer Karte des Cartoonisten Peter Gaymann ehrfürchtig den Weihnachtsmann. Der sagt mit Blick in sein dickes Buch: "Ich sage nur: Facebook."

Nicht alle Weihnachtskarten, die selbst geschrieben aussehen, sind aber Handarbeit. Das Stuttgarter Start-up-Unternehmen Advermento ist darauf spezialisiert, Handgeschriebenes täuschend echt per Roboterarm aufs Papier zu bringen. Dafür brauchen die Jungunternehmer nur eine Schriftprobe und den Text, der dann nachgezeichnet werden soll.

Linktipp: Stapelweise Briefe an das Christkind

Kinder verschicken gerne ihre Wünsche an das Christkind. Dazu öffnen jedes Jahr in den Wochen vor Weihnachten besondere Postämter - zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Engelskirchen. Laut Post sind dort schon 6.000 Wunschzettel aus aller Welt eingegangen.

Zielgruppe sind vor allem Firmen. Denn Geschäftsführer hätten schließlich keine Zeit, Hunderte Weihnachtskarten von Hand zu schreiben. "Und eine gedruckte oder digitale Nachricht bekommt einfach nicht diese Wertschätzung", sagt der 28-jährige Lion Rink, der die Firma zusammen mit zwei Kollegen gegründet hat.

Die Geschäftsidee kam gut an - im ersten Jahr hat Advermento nach den Worten Rinks schon Aufträge für Zehntausende Karten an Land gezogen. "Es läuft super." Auch die Post habe schon angerufen und Interesse an dem Start-up gezeigt: "Die sind natürlich interessiert daran, dass wir Erfolg haben."

Mit dem eigenen Füller

Den Versand mit Umschlag und Briefmarke übernimmt der Anbieter gleich mit. Das junge Unternehmen Pensaki aus der Nähe von Heidelberg ist mit einem ähnlichen Angebot unterwegs und spricht bereits von einem "Comeback der Handschrift".

Für Jürgen Gros, Vorstand in der Dachorganisation der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken, ist die gedruckte Handschrift allerdings eine Mogelpackung: "Da bin ich kein Freund von." Er setzt sich derzeit lieber jeden Abend selbst hin und schreibt den wichtigsten Geschäftspartnern individuelle Weihnachtsgrüße nach alter Schule: per Hand mit dem eigenen Füller.

Von Daniela Wiegmann (dpa)