Vatikanzeitung kritisiert "Charlie Hebdo"
Auf dem Titelbild einer Sonderausgabe der Zeitschrift zum Gedenken an den islamistischen Anschlag auf die Redaktion vor einem Jahr ist ein rennender, blutverschmierter, bärtiger Gott mit einer umgehängten Kalaschnikow zu sehen. Die Überschrift lautet: "Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht."
Dieses Titelbild spiegele das "traurige Paradox" der heutigen Welt wider, so die päpstliche Zeitung. Diese reagiere einerseits immer empfindlicher darauf, wenn etwas lächerlich gemacht werde und fordere politische Korrektheit ein. Andererseits sei sie nicht bereit, den Glauben der Menschen - unabhängig welcher Religion - anzuerkennen und zu respektieren, so der namentlich nicht gekennzeichnete Artikel mit dem Titel "Der manipulierte Glaube". Die Satirezeitschrift habe "ein weiteres Mal vergessen, was die Führer aller Religionen seit längerem immer wieder betonen", so die päpstliche Zeitung. Gott zur Rechtfertigung von Haß zu gebrauchen, sei ein "wirklicher Fluch".
Schon vor Erscheinen der Sonderausgabe Proteste
Schon vor Erscheinen der Sonderausgabe des für seine harte Religionskritik bekannten Blattes gab es Protest von Kirchenvertretern und konservativen Politikern. Im Editorial kritisiert der als Riss zeichnende Laurent Sourisseau "vom Koran verblödete Fanatiker", die wie "geweihte Ärsche anderer Religionen" ein Ende des Magazins gewünscht hätten, weil es über Religiöses zu lachen wage.
Ein islamistisches Mordkommando hatte am 7. Januar 2015 die Redaktion von "Charlie Hebdo" überfallen. An den beiden Folgetagen wurden zudem eine Polizistin erschossen und ein Supermarkt für koschere Lebensmittel angegriffen. Die Terroristen töteten an den drei Tagen insgesamt 17 Menschen, darunter die prägenden Karikaturisten des Satireblattes. Auch die drei Islamisten kamen ums Leben. (bod/KNA/dpa)