Orthodoxe und Kopten feiern Weihnachten
Dabei forderte der Patriarch "alle Kinder der multinationalen russisch-orthodoxen Kirche" auf, "besonders für die schnellstmögliche komplette Einstellung der Feindschaft in der Ukraine, für die Heilung der körperlichen und seelischen Wunden zu beten, die der Krieg bei den Menschen verursacht hat".
Die "bruderkriegerische Konfrontation" dürfe die Gläubigen der Kirche nie trennen, so Kyrill I. Ein echter Christ könne keinen Menschen hassen. "Liebt eure Feinde", zitierte das Kirchenoberhaupt aus der Bibel. An der von ihm in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gefeierten Mitternachtsmesse nahmen auch Ministerpräsident Dmitri Medwedew und dessen Gatin teil. Staatspräsident Wladimir Putin besuchte wie in den Jahren zuvor einen Gottesdienst in der Provinz, diesmal in Turginowo, einem Dorf in der Region Twer zwischen Moskau und St. Petersburg.
Koptische Christen feiern unter strengen Sicherheitsvorkehrungen
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen haben dagegen die koptischen Christen in Ägypten ihr Weihnachtsfest begangen. An einem Gottesdienst am Mittwochabend mit Papst Tawadros II. in der Markus-Kathedrale in Kairo nahm laut ägyptischen Presseberichten (Donnerstag) auch Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi teil. Dabei rief er Christen und Muslime auf, sich nicht spalten zu lassen. Sisi warb ausdrücklich für religiöse Vielfalt. Gott habe den Menschen verschieden erschaffen, sowohl in Hautfarbe und Sprachen wie auch Lebensweisen und Religion. "Niemand kann uns alle gleich machen", sagte Sisi laut ägyptischen Medien.
Zugleich entschuldigte er sich für eine schleppende Beseitigung der Schäden, die durch Angriffe auf Kirchen nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 entstanden waren. Noch "dieses Jahr" würden alle Kirchen repariert, versprach Sisi. Der Liturgie wohnte Berichten zufolge auch der muslimische Geistliche Mazar Shahin teil. Dieser hatte nach dem Sturz der Islamisten Männer aufgerufen, sich scheiden zu lassen, wenn ihre Frauen Sympathien für die Muslimbrüder zeigten.
Aus Damaskus war der griechisch-katholische Patriarch Gregoire III. Laham zum koptischen Weihnachtsfest angereist. Er war laut staatlichen Presseinformationen bereits Montag mit Präsident Sisi zu einer Unterredung zusammengekommen und hatte Grüße von Papst Franziskus überbracht. Vor den Feierlichkeiten hatte die Polizei die christlichen Kirchen in Kairo und anderen Städten nach Sprengsätzen durchsucht. Teilweise wurden Medien zufolge Sperrzonen und Durchfahrtsverbote um die Gotteshäuser eingerichtet, um Anschläge zu verhindern.
Papst Franziskus wünscht "Frieden und Wohlergehen"
Das koptische Weihnachtsfest fällt - wie auch in Teilen der orthodoxen Kirche - auf den 7. Januar. Grund dafür ist, dass die betreffenden Kirchen statt des Gregorianischen Kalenders von 1582 ein älteres Kalendersystem verwenden. Der russisch-orthodoxen Kirche gehören mehr als 100 Millionen Menschen in allen Nachfolgestaaten der Sowjetunion mit Ausnahme Georgiens und Armeniens an. In Ägypten stellen sunnitische Muslime die große Mehrheit. Der Anteil der Kopten wird auf etwa 10 Prozent bei 90 Millionen Einwohnern geschätzt.
Papst Franziskus hatte den orthodoxen Christen und den Katholiken der orientalischen Kirchen bereits am Mittwoch "Frieden und Wohlergehen" zu ihrem Weihnachtsfest gewünscht. Zum Abschluss des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz bekundete er den "Brüdern und Schwestern des christlichen Orients" seine "geistliche Verbundenheit". (bod/KNA)