Am Freitag reist der Papst in das vom Drogenkrieg geplagte Mexiko

Franziskus als Friedensbotschafter

Veröffentlicht am 08.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Ludwig Ring-Eifel (KNA) – Lesedauer: 
Laden mit Devotionalien zum Papstbesuch in Mexiko 2016.
Bild: © dpa
Papstreise

Bonn  ‐ Mexiko und sein Drogenkrieg stehen für eine neue Qualität von Kriminalität. Nun setzt das Land Hoffnungen in den Besuch von Papst Franziskus. Vom 12. bis 18. Februar besucht das Kirchenoberhaupt die zweitgrößte katholische Nation der Erde.

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Beinahe wäre die Reise nicht zustande gekommen: Franziskus persönlich hatte eine kleine diplomatische Krise zwischen dem Heiligen Stuhl und Mexiko ausgelöst, als er in einem Brief angesichts vieler Drogendelikte in seinem Heimatland vor einer "Mexikanisierung" Argentiniens gewarnt hatte. Diese Wortwahl löste in Mexiko Verstimmung aus. Wenig später korrigierte Franziskus den Ausrutscher in einem Fernseh-Interview. Zugleich betonte er seinen Wunsch, nach Mexiko zu reisen, den er bereits bei früheren Gelegenheiten bekundet hatte. Doch die Verstimmung ist bis heute nicht völlig vergessen.

Sein religiöses Programm beginnt der Papst in der Basilika von Guadalupe, dem wichtigsten Marienwallfahrtsort des amerikanischen Kontinents. Wie fast alle lateinamerikanischen Katholiken verehrt auch Franziskus die Jungfrau von Guadalupe, die für die Annahme des Christentums unter der Urbevölkerung und den Mestizen enorm wichtig war. Zuvor trifft er mit Staatspräsident Enrique Pena Nieto und dann auch mit den mehr als 100 mexikanischen Ortsbischöfen zusammen.

Bewusst ausgewählte Reiseziele

Was heute protokollarische Routine ist, war bei Papstbesuchen im 20. Jahrhundert noch ein Drahtseilakt zwischen Staat und Kirche. Kaum ein Land der Erde hatte eine so stramm antiklerikale Verfassung wie Mexiko - Frucht der jahrhundertealten Kämpfe zwischen pro-kirchlichen und laizistischen Kräften in dem einst von Bürgerkriegen zerrissenen Land.

Ganz bewusst hat der Papst bei seiner Reise drei Orte in den Mittelpunkt gestellt, deren Namen in Mexiko und darüber hinaus für Gewalt und Blutvergießen stehen. Genau dort will er als Botschafter für Frieden und Versöhnung auftreten. Und da er in seiner spanischen Muttersprache reden wird, kann er dabei alle rhetorischen und politischen Register ziehen, über die er verfügt.

Bild: ©privat

"Unsere Liebe Frau in Guadalupe", das Gnadenbild Marias in der gleichnamigen Basilika am Rande von Mexiko-Stadt.

Die Eckpunkte sind Chiapas im Süden, Morelia im Westen und Ciudad Juarez im Norden. Jeder dieser Orte bedeutet eine andere Botschaft. In der Provinz Chiapas, wo seit Jahrhunderten die Ureinwohner in immer neuen, oft grausamen Aufständen gegen die Herrschaft der Weißen und der Mestizen gekämpft haben, wird der Papst sich auf die kirchlichen Vermittler und Indio-Verteidiger Bartolome de las Casas (1484-1566) und Samuel Ruiz (1924-2011) berufen. Er selbst wird dort einen Menschenrechtspreis erhalten.

Blutgetränkt ist auch die Stadt Morelia im Westen des riesigen Landes. Die Hauptstadt der Provinz Michoacan, die als eine der Hochburgen der mexikanischen Drogenbanden gilt, war Schauplatz von Entführungen und Schießereien, die auch die politische Klasse nicht verschonten. Den Schlusspunkt der Reise bildet nach fünf Tagen der Besuch in der Stadt Ciudad Juarez, sie grenzt an El Paso in Texas.

3.000 Morde im Jahr 2010

Der Name Ciudad Juarez steht noch mehr als Morelia für den Drogenkrieg, der das Land zu Beginn des 21. Jahrhunderts an den Rand der Anarchie getrieben hat. 2010 wurden allein dort 3.000 Menschen ermordet. Inzwischen scheinen die bürgerkriegsähnlichen Zustände überwunden, und der Besuch des Papstes - einschließlich einer Visite in einem der größten und gefürchtetsten Gefängnisse des Landes - könnte ein weiteres Hoffnungssignal werden.

Neben dem Drogenkrieg dürfte noch ein anderes politisches Thema beim Papstbesuch in Ciudad Juarez eine wichtige Rolle spielen: Die seit Jahrzehnten anhaltende, zumeist illegale Migration vom armen Süden des amerikanischen Kontinents in den reichen Norden. Was Franziskus dazu an der mexikanisch-texanischen Grenze sagt, wird vermutlich auch im US-amerikanischen Wahlkampf Beachtung finden.

Bild: ©dan talson/Fotolia.com

Die Kathedrale von Mexiko-Stadt ist die größte und älteste Kathedrale des amerikanischen Kontinents und Sitz des katholischen Erzbischofs von Mexiko.

Das Programm der Papstreise nach Mexiko

Papst Franziskus besucht vom 12. bis 18. Februar Mexiko. Katholisch.de dokumentiert das vatikanische Reiseprogramm. Alle Angaben in Ortszeit sowie (in Klammern) in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ).

Freitag, 12. Februar

  • 7.45 Uhr: Abflug vom Flughafen Rom-Fiumicino
  • 14.00 Uhr (20.00 Uhr): Ankunft auf dem Flughafen "Jose Marti" von Havanna
  • 14.15 Uhr (20.15 Uhr): Privates Treffen von Papst Franziskus mit Patriarch Kyrill I.
  • 16.30 Uhr (22.30 Uhr): Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung. Rede von Papst Franziskus und Rede von Patriarch Kyrill I.
  • 17:10 Uhr (23.10 Uhr): Verabschiedung von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I.
  • 17.30 Uhr (23.30 Uhr): Abflug nach Mexiko-Stadt
  • 19.30 Uhr (2.30 Uhr): Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "Benito Juarez" von Mexiko-Stadt
    Offizielle Begrüßung

Samstag, 13. Februar

  • 9.30 Uhr (16.30 Uhr): Begrüßungszeremonie im Nationalpalast
    Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten der Republik
  • 10.15 Uhr (17.15 Uhr): Treffen mit den Autoritäten der Zivilgesellschaft und mit dem Diplomatischen Corps
  • 11.30 Uhr (18.30 Uhr): Treffen mit den Bischöfen Mexikos in der Kathedrale
  • 17.00 Uhr (1.00 Uhr): Heilige Messe in der Basilika von Guadalupe

Sonntag, 14. Februar

  • 9.20 Uhr (16.20 Uhr): Hubschrauberflug nach Ecatepec
  • 10.30 Uhr (17.30 Uhr): Heilige Messe auf dem Gelände des Studienzentrums von Ecatepec
  • 12.50 Uhr (19.50 Uhr): Hubschrauberflug nach Mexiko-Stadt
  • 13.10 Uhr (20.10 Uhr): Ankunft in Mexiko-Stadt
  • 16.30 Uhr (23.30 Uhr): Besuch des Kinderkrankenhauses "Federico Gomez"
  • 18.00 Uhr (1.00 Uhr): Treffen mit der Welt der Kultur im nationalen Auditorium

Montag, 15. Februar

  • 7.30 Uhr (14.30 Uhr): Abflug nach Tuxtla Gutierrez
  • 9.15 Uhr (16.15 Uhr): Hubschrauberflug nach San Cristobal de Las Casas
  • 10.15 Uhr (17.15 Uhr): Heilige Messe mit den indigenen Gemeinschaften von Chiapas im städtischen Sportzentrum
  • 13.00 Uhr (20.00 Uhr): Mittagessen mit Vertretern der indigenen Bevölkerung und dem päpstlichen Gefolge
  • 15.00 Uhr (22.00 Uhr): Besuch der Kathedrale von San Cristobal del las Casas
  • 15.35 Uhr (22.35 Uhr): Hubschrauberflug nach Tuxtla Gutierrez
  • 16.15 Uhr (23.15 Uhr): Treffen mit Familien im Stadion "Victor Manuel Reyna" in Tuxtla Gutierrez
  • 18.10 Uhr (1.10 Uhr): Abflug nach Mexiko-Stadt
  • 20.00 Uhr (3.00 Uhr): Ankunft auf dem Flughafen von Mexiko-Stadt

Dienstag, 16. Februar

  • 7.50 Uhr (14.50 Uhr): Abflug nach Morelia
  • 10.00 Uhr (17.00 Uhr): Heilige Messe mit Priestern, Ordensleuten, Geweihten und Seminaristen
  • 15.15 Uhr (22.15 Uhr) Besuch der Kathedrale
  • 16.30 Uhr (23.30 Uhr): Treffen mit Jugendlichen im Stadion "Jose Maria Morelos y Pavon"
  • 18.55 Uhr (1.55 Uhr): Abflug nach Mexiko-Stadt
  • 20.00 Uhr (3.00 Uhr): Ankunft in Mexiko-Stadt

Mittwoch, 17. Februar

  • 8.35 Uhr (15.35 Uhr): Abflug nach Ciudad Juarez
  • 10.00 Uhr (18.00 Uhr): Ankunft auf dem Internationalen Flughafen "Abraham Gonzalez" von Ciudad Juarez
  • 10.30 Uhr (18.30 Uhr): Besuch der Haftanstalt
  • 12.00 Uhr (20.00 Uhr): Treffen mit der Welt der Arbeit im Kolleg von Bachilleres im Bundesstaat Chihuahua
  • 16.00 Uhr (24.00): Heilige Messe auf dem Messegelände von Ciudad Juarez
  • 19.00 Uhr (3.00 Uhr): Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen von Ciudad Juarez
  • 19.15 Uhr (3.15 Uhr): Abflug nach Rom-Ciampino

Donnerstag, 18. Februar

  • 14.45 Uhr: Ankunft auf dem Flughafen Rom-Ciampino
Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)