"Ihr seid der Reichtum der Kirche"
Papst reist an mexikanische Grenze zu den USA
Mit einem Besuch in der nordmexikanischen Stadt Ciudad Juarez setzt der Papst am Mittwoch seine mehrtägige Mexiko-Reise fort. Dort will er zunächst ein Gefängnis besuchen und mit 700 Gefangenen in der Kapelle beten. Danach ist ein Treffen mit Vertretern der Arbeitswelt vorgesehen. Den Höhepunkt bildet schließlich eine Messe unmittelbar am Grenzzaun zu den USA. An diesem Gottesdienst wollen auch mehrere Zehntausend Gläubige jenseits der Grenze in den USA teilnehmen. Von Ciudad Juarez fliegt das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück, wo er am frühen Donnerstagnachmittag erwartet wird.
Am Dienstag hatte Franziskus an seinem vierten Besuchstag in Mexiko Priester und Ordensleute vor Resignation gewarnt. Sie sollten sich nicht von den Problemen ihrer Umgebung wie Gewalt, Korruption, Drogen und Menschenverachtung die Hoffnung rauben lassen, sagte er bei einer Messe in der Stadt Morelia. Die Resignation sei eine "Waffe des Teufels", mit der er Lähmung und Angst auslöse. Die Kirche dürfe sich nicht in der scheinbaren Sicherheit der Sakristeien verschanzen, forderte der Papst in seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Predigt.
"Ihr seid der Reichtum der Kirche"
Morelia im Bundesstaat Michoacan liegt etwa 200 Kilometer westlich der Hauptstadt und gilt als eine Hochburg des Drogenhandels. Auf seinem Weg zum Venustiano-Carranza-Stadion hatten rund eine Million Menschen dem Kirchenoberhaupt einen begeisterten Empfang bereitet. In der Sportarena wurde er von mehreren Tausend Priestern, Ordensleuten und Seminaristen begrüßt.
Nach einem Besuch in der Kathedrale von Morelia rief der Papst die Jugend Mexikos am Dienstagabend (Ortszeit) zum Widerstand gegen Drogen, Rauschgifthandel und Gewalt auf. Sie dürften ihr Leben nicht den Drogenkartellen und den Zerstörern des Lebens überlassen, sagte er bei einem Treffen mit Zehntausenden Jugendlichen im Stadion "Jose Maria Morelos y Pavon". "Jesus würde uns nie dazu auffordern, Auftragsmörder zu sein, sondern er nennt uns Jünger", so Franziskus. Jeder Mexikaner solle sich als Teil der großen Familie Gottes fühlen können. "Ihr seid der Reichtum Mexikos, ihr seid der Reichtum der Kirche", rief der Papst den jungen Menschen zu. Sie dürften niemals an ihrem Wert zweifeln. (KNA)
Papst rügt übereifrigen Fan
Während seines Besuches in Mexiko hat sich der meist freundlich lächelnde Papst über einen zu eifrigen Fan geärgert - und ihm das auch deutlich zu verstehen gegeben. "Sei nicht egoistisch!", rügte Franziskus am Dienstag einen Gläubigen nach einem Treffen mit Jugendlichen in Morelia im westlichen Bundesstaat Michoacán, wie in einer Fernsehübertragung zu sehen war. Der junge Mann hatte den 79-jährigen Argentinier zuvor kräftig am Arm gezogen und ihn dadurch fast zu Fall gebracht. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte später, die Reaktion des Papstes sei spontan und menschlich gewesen. Franziskus habe sich gleich danach wieder mit Freude den Menschen zugewendet. (stz/dpa)
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Lombardi kritisiert Trump-Aussagen
Papstsprecher Federico Lombardi hat die jüngsten Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftsanwärters Donald Trump über Papst Franziskus kritisiert. Der Vorwurf Trumps, dass der Papst mit seiner Mexikoreise zu sehr politisiere und in der Einwanderungsfrage das Geschäft Mexikos betreibe, sei eine seltsame Behauptung, erklärte Lombardi am Dienstagabend (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. Ob der Papst diese Aussage Trumps kenne, wisse er allerdings nicht. Franziskus wisse aber darum, dass in den USA derzeit Wahlkampf geführt werde und dass Trump sich mitunter "sehr expressiv" äußere.
Im Übrigen sei allgemein bekannt, dass der Papst kein Politiker sei, sondern sich mit seiner moralischen Autorität äußere. Dass dies Auswirkungen auf politischem Gebiet haben könne, sei ebenfalls offensichtlich. Lombardi kommentierte Trumps Äußerungen am Vorabend eines Gottesdienstes, den der Papst an diesem Mittwoch in Ciudad Juarez nahe der mexikanisch-amerikanischen Grenze feiern wollte. (KNA)
Gläubige übernachten vor Papst-Messe in Einkaufscenter
Vor der Abschlussmesse der Reise von Papst Franziskus in Mexiko haben Dutzende Gläubige in einem Einkaufscenter übernachtet. Laut der Zeitung "Diario" umgingen sie damit teure Zimmerpreise in Hotels. Vor dem Besuch des Papstes in der Stadt Ciudad Juarez am Mittwoch meldeten die Herbergsbetriebe eine nahezu hundertprozentige Auslastung und verlangten Sondertarife. Das Sicherheitspersonal des Einkaufszentrum habe angesichts der müden Pilger ein Auge zugedrückt, hieß es. (KNA)