"Ich wollte sie anschauen"
Besonders hob der Papst die mexikanischen Familien hervor, deren Zeugnisse des gelebten Glaubens ein Beispiel seien für alle Familien auf der Welt, aber auch für andere gesellschaftliche Gruppen, seien es Jugendliche, Priester oder Gefangene. Wörtlich bezeichnete Franziskus die mexikanischen Familien als "Botschafter Christi".
Besuch der Jungfrau von Guadalupe
Das Kirchenoberhaupt war am vergangenen Donnerstag von einer knapp einwöchigen Reise nach Kuba und Mexiko zurückgekehrt, in deren Verlauf er mehrere große Gottesdienste feierte, in einem Gefängnis eine Rede hielt und auch das Heiligtum der Jungfrau von Guadalupe besucht, den weltweit bestbesuchten Wallfahrtsort.
Die Wallfahrt zu dem Marienbildnis habe für ihn im Zentrum seiner Reise gestanden, berichtete Franziskus beim Angelus-Gebet. "Ich wollte sie anschauen und ich wollte, dass sie mich anschaut", erklärt er. Im Antlitz der Jungfrau spiegele das Schicksal vieler armer Männer, Frauen und Kinder. In dem die "Morenita", wie die Gottesmutter von den Mexikanern liebevoll genannt wird, dem Indio Juan Diego erschienen sei, habe sie an einem kritischen Schnittpunkt verschiedener Kulturen Frieden geschaffen, erklärte Franziskus. Auch heute sei es die Aufgabe der mexikanischen Christen, den Glauben zu teilen und so ihr Land zu befrieden.
Der Legende nach erschien dem Indio Juan Diego Cuauhtlatoatzin vor knapp 500 Jahren, am 9. Dezember 1531, am Berg Tepeyac im heutigen Mexiko-Stadt die Gottesmutter Maria und beauftragte ihn, an ebendieser Steller eine Kirche zu errichten. Als Juan Diego mit der Botschaft zum örtlichen Bischof ging, soll auf dem Stoff seines Ponchos das Antlitz der Jungfrau zu sehen gewesen sein. Das Ereignis und die schnell wachsende Popularität der Jungfrau von Gudadalupe trugen wesentlich zur Christianisierung Mexikos bei, dessen Bewohner der Religion seiner Eroberer bis dahin eher skeptisch gegenüber gestanden hatten. Heute sind mehr als 90 Prozent der Mexikaner Katholiken.
Beim Angelus ging Franziskus auch auf die historische Begegnung mit dem russischen Patriarchen Kyrill ein. Sie sei "sehr ersehnt" gewesen, und das auch von seinen Vorgängern, bekräftigte der Papst. Das Treffen, bei dem auch eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet wurde, war die erste Begegnung der Kirchenoberhäupter aus Moskau und Rom seit der Entstehung des Moskauer Patriarchates im 15./16. Jahrhundert.
Ein Geschenk von Kyrill
Kyrill habe ihm am Flughafen von Havanna eine Ikone der Gottesmutter von Kasan, der Franziskus das Angelus-Gebet widmete. Die Gottesmutter gehört in der russisch-orthodoxen Kirche zu den wichtigsten Ikonen.
Zum Schluss des Gebets gab es noch eine originelle Geste zum Jahr der Barmherzigkeit. Helfer verteilten kleine Schachteln unter den Besuchern, die wie einen Tabletten-Packung aussahen und die Aufschrift "misericordia" für Barmherzigkeit trugen. In diesem "Barmherzigkeitspaket befand sich jeweils ein Rosenkranz und ein Jesus-Bild, wie der Papst verriet.(gho)
21.02.2016, 16.00 Uhr: ergänzt um Information zur Geste zum Heiligen Jahr