Lichte Momente - klare Verhältnisse

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Die Fastenzeit ist die Zeit der Hirtenbriefe. Nahezu jeder Bischof nutzt diese Gelegenheit, um ein Thema anzusprechen, das an der Zeit ist und doch über den Tag hinaus von Bedeutung bleibt. Aber nicht immer wird für solche Themen die oberhirtliche Briefzustellung gewählt. Podcasts, Videoclips und Facebookeinträge eignen sich ebenfalls für den kurzen Weg zum Kirchenvolk.
In jüngster Zeit ist über diese Medien mehrfach das Verhältnis von kirchlichem Lehramt und wissenschaftlicher Theologie diskutiert worden. Bischöfe kritisieren den Anspruch der Theologie, gegenüber dem kirchlichen Lehramt eine eigene wissenschaftliche Lehrkompetenz zu besitzen. Welchen Streitwert diese Kontroverse besitzt, wird erst auf den zweiten Blick klar. Letztlich geht es darum, wieviel Freiheit und Anerkennung eine Theologie verdient, die den Glauben dem bisweilen kalten Licht der Vernunft aussetzt - und ob dies der Sache des Glaubens eher schadet als nützt.
Was abstrakt klingt, lässt sich dennoch gut veranschaulichen: Die Theologie betrachtet den Glauben wie ein Kirchenfenster, das aus vielen bunten Scheiben zusammengesetzt ist. Der Zweck eines solchen Fensters besteht nicht darin, für freien Blick nach draußen zu sorgen. Vielmehr will es durch den Lichteinfall von außen sichtbar machen, was in ihm steckt: Szenen aus dem Evangelium oder Begebenheiten aus dem Leben eines Heiligen. Die Kirchenbesucher sollen sich beim Betrachten solcher Fenster selbst ein Bild vom Glauben machen können. Das aber gelingt nur bei entsprechenden Lichtverhältnissen. Hier beginnt die Aufgabe der Theologie. Sie will dafür sorgen, dass möglichst viel Licht möglichst intensiv auf den Glauben fällt, damit erkennbar wird, was er aufzeigen will. Dabei setzt sie als äußere Lichtquelle die Vernunft ein. Im Licht der Vernunft wird dann entweder klar, dass bestimmte Kirchen-, Glaubens- und Gottesbilder nichts Sehenswertes vorzuweisen haben. Oder mit Hilfe der Vernunft geht auf, dass der Glaube etwas sichtbar macht, das es wert ist, genauer in Augenschein genommen zu werden.
Für Klarheit und Aufklärung sorgt jeweils das Licht der Vernunft. Jeder Versuch des kirchlichen Lehramtes, dieses Licht in Glaubensangelegenheiten dimmen zu wollen, wird am Ende dem Glauben nicht dienen. Im Gegenteil!