Forums-Initiator über die Einladung an ehemaligen Limburger Bischof

"Wer gegen Tebartz ist, ist indirekt gegen den Papst"

Veröffentlicht am 18.04.2016 um 12:45 Uhr – Von Christian Wölfel (KNA) – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Kirche

Kaufering/Aschaffenburg  ‐ Franz-Peter Tebartz-van Elst sagte seine Teilnahme am Kongress "Freude am Glauben" des Forums deutscher Katholiken ab, nachdem manche Stimmen Bedenken angemeldet hatte. Im Interview verteidigt der Forumssprecher die Einladung des früheren Limburger Bischofs.

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Frage: Herr Gindert, halten Sie die Einladung von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Nachhinein für eine gute Idee?

Gindert: Selbstverständlich! Es geht auch um das Thema Neuevangelisierung. Da gibt es den vom Papst ernannten Delegaten Bischof Tebartz-van Elst. Eine räumliche oder zeitliche Beschränkung dieses Mandats ist mir nicht bekannt. Ich bin der Meinung: Wer gegen Tebartz-van Elst ist, spricht sich gegen diese Delegierung aus und damit indirekt auch gegen den Papst. Im Jahr der Barmherzigkeit wäre das die Chance für Gegner und Befürworter des Bischofs gewesen, aufeinander zuzugehen. Diese Chance ist nun vertan. Das werden die Leute, die gegen den Auftritt sind, immer wieder zu hören bekommen.

Frage: Haben Sie vorab mit dem Ortsbischof über den geplanten Auftritt gesprochen?

Gindert: Es gab bisher 15 Kongresse an fünf verschiedenen Standorten. Wir haben nie beim jeweiligen Ordinariat oder Bischof angefragt, ob Themen genehm sind. Das werden wir auch in Zukunft nicht tun. Das Forum Deutscher Katholiken als Organisator übernimmt die volle Verantwortung für die thematische Gestaltung. Wir sind eine freie Vereinigung von Katholiken und müssen das auch nicht vom Kirchenrecht her tun, weil wir keine kirchlich anerkannte Organisation sind.

Frage: Man hätte vorab ja den Ortsbischof informieren können.

Gindert: Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann ist mit dem Programm konfrontiert worden, das am 10. November verschickt wurde. Insofern wusste er Bescheid, wenn er ins Programm hineingeschaut hat. Aber das ist nicht unsere Sache ...

Bild: ©picture-alliance / dpa

Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sollte beim Kongress "Freude am Glauben" als Delegat des "Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung" sprechen.

Frage: ... aber die Personalie ist heikel.

Gindert: Das kann man von verschiedenen Blickwinkeln sehen. Der Papst gab mal jungen Ehepaaren den Ratschlag: Wenn am Tag die Teller fliegen, müssten sie am Abend wieder zum Frieden zurückkehren. Er hat nicht gesagt: Am Abend ist vielleicht die Zeit noch nicht reif.

Frage: Das Forum gilt als papsttreu. Wie steht es zu den Reformideen von Papst Franziskus, etwa mit Blick auf die wiederverheirateten Geschiedenen?

Gindert: Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sprach bei der Vorstellung des nachsynodalen Papstschreibens dazu von einem Perspektivwechsel, nämlich dass man sich den Wiederverheirateten stärker zuwendet. Das ist nicht neu, sondern eine Akzentuierung und absolut richtig. Ich verweise da vor allem auf den Kommentar des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer: Es ist ja nichts geändert worden an der Lehre der Kirche. Auch hier geht es um die Barmherzigkeit.

Frage: Der Papst räumt explizit die Möglichkeit des Kommunionempfangs nach Einzelfallentscheidungen ein, wie es auch die deutsche Sprachgruppe bei der Synode vorgeschlagen hat.

Gindert: Der Ortspfarrer kann nicht freihändig machen, was er will. Er ist nach wie vor an die Lehre der Kirche gebunden. Aber das ist nicht unser Bier als Forum Deutscher Katholiken. Mit den Aussagen im Schreiben habe ich überhaupt kein Problem.

Linktipp: Tebartz-van Elst sagt Kongressteilnahme ab

Der ehemalige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nimmt nach Protesten nun doch nicht am Kongress "Freude am Glauben" im April in Aschaffenburg teil. Das habe der Bischof selber beschlossen, teilte das Forum Deutscher Katholiken mit.

Frage: Was halten Sie vom Beschluss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), AfD-Politiker nicht zum Katholikentag einzuladen?

Gindert: Ich habe nicht auf die AfD gewartet, und es geht auch nicht um persönliche Sympathien. Aber das ist für mich Ausgrenzung und Diskriminierung. Und eine vertane Chance. Wenn das ZdK behauptet, die AfD habe außer heißer Luft nichts zu bieten, dann sollen sie den Vertretern dieser Partei doch die entsprechenden Fragen stellen. In Sachsen-Anhalt hat jeder Vierte AfD gewählt. Das ist kein Qualitätskriterium, aber das Gespräch zu verweigern, ist schon eine arrogante Haltung, die ich für völlig deplatziert halte.

Frage: Dürften bei Ihnen Frauke Petry oder Beatrix von Storch von der AfD auftreten?

Gindert: Wenn es ein Thema gäbe, wo Politiker gefordert wären, hätte ich kein Problem. Eigenartig finde ich: Kein Mensch hat ein Problem, Leute der Linken auf das Podium zu bitten. Nur bei der AfD.

Frage: Wie entwickelt sich die Teilnehmerzahl bei Ihren Kongressen?

Gindert: Im Schnitt liegen wir zwischen 1.400 und 1.600. Aber es gibt da keinen gesicherten Trend in den vergangenen 15 Jahren. Das hängt ab vom Ort und auch vom Thema oder den Referenten.

Frage: Wieviel Publikum erwarten Sie in Aschaffenburg?

Gindert: Das ist schwer zu sagen, weil sich nur 35 bis 40 Prozent der Teilnehmer vorab anmelden. Ich gehe davon aus, dass wir die Stadthalle mit etwa 1.100 Sitzplätzen füllen. Dieses Jahr ist eine Prognose noch schwieriger, weil es die Kampagne zu Tebartz-van Elst gegeben hat. Kommen manche jetzt deshalb nicht - oder jetzt erst recht?

Von Christian Wölfel (KNA)