Valerie und der Priester
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Denn Schönian, die heute als freie Journalistin in Berlin lebt, wird einen Priester und dessen Beruf(ung) mit all seinen Facetten kennenlernen – und ihn dafür begleiten. Und zwar nicht nur einen Tag oder eine Woche lang, sondern gleich ein ganzes Jahr. Das Projekt trägt den Titel "Valerie und der Priester" und ist in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentrum für Berufungspastoral entstanden. Nach dem Anlass für diese Kampagne gefragt, gibt der Direktor des Zentrums, Michael Maas, eine ehrliche und einfache Antwort: "Wir machen das, weil das Image der Priester besser sein könnte."
Maas: Wollen mit dem Projekt keine neuen Priester gewinnen
Maas spricht aus Erfahrung. Er ist selbst Priester und sagt, dass es nicht einfach sei, sich für diesen Lebensweg zu entscheiden. "Ich war unsicher, wie mein Umfeld reagieren würde. Häufig fehlt ja das Verständnis dafür." Das sei bei ihm vor 20 Jahren so gewesen und habe sich heute keinesfalls gebessert. "Deshalb geht es bei unserem Projekt auch nicht primär darum, neue Priester zu gewinnen", sagt Maas. Man wolle vielmehr Vorurteile abbauen und zeigen, wie spannend der Alltag eines Priesters sein kann. "Ansonsten sind Geistliche heute ja fast nur in den Schlagzeilen, wenn sie etwas Schlimmes getan haben."
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
"Valerie und der Priester" soll den Alltag eines ganz normalen Priesters vor allem in den sozialen Netzwerken dokumentieren: auf Facebook und Youtube, bei Twitter und in einem eigenen Blog. Gesammelt werden die Fotos, Videos und Texte, die Schönian produziert, auf einer eigenen Homepage. Die heißt natürlich "valerie-und-der-priester.de". Fehlt nur noch eins: der Priester selbst. Der heißt Franziskus von Boeselager und konnte sich erst nicht so recht mit der Idee anfreunden. Denn die Öffentlichkeit sucht er eigentlich nicht, wie er selbst sagt. "Innerlich hatte ich deshalb bereits abgesagt, mir dann aber zehn Tage Bedenkzeit erbeten."
Das Für und Wieder einer Teilnahme abgewogen
Zehn Tage später stand die Entscheidung. Die war dann doch eine andere, als vorher gedacht: "Ja, ich mache das." Er habe das Für und Wider abgewogen, sagt von Boeselager. Einerseits sei er sich nicht sicher gewesen, ob er seinen Alltag bewältigen könne, wenn ständig eine Journalistin dabei ist. Doch am Ende überwog das Für. Seine Offenheit und seine Freude am Glauben, die er mit anderen teilen möchte. Er hoffe, dass die Menschen ihr Bild von der Kirche und ihren Priestern relativierten, wenn sie einen authentischen Priester kennenlernen. "Wir sind nicht verklemmt oder spießig, sondern normale Menschen mit der einen oder anderen Macke." Seine einzige Bedingung für die Teilnahme am Projekt war, dass er sich aus allem anderen heraushalten kann. Nicht einmal anschauen will er sich die Videos und Blogeinträge.
Von Boeselager hat ursprünglich BWL studiert und in einem Umfeld gelebt, das so gar nicht kirchlich sozialisiert war. Doch in ihm reifte der Gedanke, dass er nicht in der kalten Finanzwelt alt werden will. Als er an einem Test eines Assessment Centers teilnahm, lautete das Ergebnis: Er solle besser Seelsorger als Manager werden. Das nahm er sich zu Herzen. Seine Familie unterstützte ihn dabei. Es folgten ein Theologiestudium und 2013 die Priesterweihe. Heute ist der 38-jährige Kaplan in einer Münsteraner Pfarrei.
Mit Valerie Schönian erwartet den Priester nun eine ganz neue Herausforderung in seinem Alltag. Sie begleitet ihn bei der täglichen Arbeit in der Seelsorge, bei Gottesdiensten und Krankenbesuchen, aber auch bei größeren Ereignissen wie Wallfahrten oder dem Weltjugendtag in Krakau. Vor allem will Schönian jedoch eins: ihm Fragen stellen. Viele und auch heikle Fragen, wie sie sagt. Über die Rolle der Frau oder den Umgang der Kirche mit Wiederverheirateten und Homosexuellen. Doch zunächst möchte sie den Priester und seinen Glauben kennenlernen. "Ich habe mich gefragt, warum man sich heute für so einen Weg entscheidet", sagt Schönian. Dazu zähle auch das Leben mit dem Zölibat, mit dem sie zu Beginn des Projekts vor allem Begriffe wie Enthaltsamkeit und Einsamkeit verbindet.
Wenn das Projekt an diesem Freitag startet, dann möchte von Boeselager der Journalistin keinesfalls vorgefertigte Antworten präsentieren, sondern lieber direkt und spontan reagieren. "Ich hoffe, dass ich mit meinem Glaubenszeugnis trotzdem auf dem Boden des Lehramts bleibe", sagt er lachend. Das Risiko haben die Initiatoren des Projekts bewusst einkalkuliert. Zensur betreiben wolle man bei den Beiträgen deshalb nicht, sagt Michael Maas. Denn: "Herr von Boeselager lebt sein Priestersein authentisch und findet darin Erfüllung. Das ist die Hauptsache."