Debatte über AfD und Islam geht auch in der Kirche weiter
Die AfD habe in ihren bisherigen "programmatischen Skizzen" menschenfeindliche Formulierungen aufgenommen, begründete ZdK-Präsident Thomas Sternberg den Kurs in der "Welt am Sonntag". "Außerdem ist der Beschluss gefallen, als die AfD-Spitze gerade ihre Botschaft verkündete, man müsse auf Flüchtlinge im Notfall sogar schießen. So etwas hat auf dem Katholikentag nichts zu suchen."
Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige nannte es in der "Mitteldeutschen Zeitung" (Samstag) kurios, "sich vehement auf das christliche Abendland zu berufen und dabei nicht Menschenwürde, Solidarität und Mitleid zu meinen, sondern auf massive Ab- und Ausgrenzung von anderen zu setzen". Die "AfD, sofern sie sich auf christliche Werte beruft, muss auch dessen gewärtig sein, dass Jesus ein Jude und ein Flüchtling war", ergänzte Junkermann.
Der Erfurter katholische Bischof Ulrich Neymeyr sprach sich gegen eine pauschale Einordnung aller AfD-Anhänger als Nationalisten aus. Nach seiner Einschätzung gehe es "nicht bei allen in die Richtung einer nationalistischen Engführung", sagte Neymeyr der "Thüringischen Landeszeitung". Er verurteilte zugleich Nationalismus und unterschied ihn vom Patriotismus. "Nationalismus ist die Begrenzung auf die eigene Nation. Wer nicht dazu gehört, soll sehen, wo er bleibt", so Neymeyr: "Das ist mit dem Katholizismus nicht vereinbar."
Bode: Mehr Sachlichkeit in der Islam-Debatte
Unterdessen rief der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zu mehr Sachlichkeit in der Islam-Debatte auf. "Dass Muslime zu uns gehören, als Menschen, die hier leben, ist völlig klar", sagte Bode der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Beim Bau von Moscheen warb der Bischof um Toleranz. Dazu könne auch ein Minarett gehören.
Man dürfe den Islam in der politischen Debatte nicht dämonisieren, betonte Bode: "Ich fürchte nur einen Islam, der in einer fundamentalistischen Weise den Koran auslegt und andere Religionen für sich vereinnahmen will." Ungeachtet dessen müsse sich die säkulare Gesellschaft in Deutschland intensiver mit dem Islam als Religion und Kultur auseinandersetzen, "um ihn tiefer zu verstehen."
Die Kirche trete für islamischen Religionsunterricht ein, mit ordentlichen Lehrplänen wie im christlichen Religionsunterricht. Das friedliche Miteinander der Religionen sei "bereichernd, dazu müssen wir beitragen". Sonst empfinde die säkulare Gesellschaft Religion oft nur als Ursache von Feindseligkeiten, warnte der Bischof: "Freilich muss jede Religion mit einem freiheitlichen Staat leben können." (KNA)