Der Tanz um den goldenen Ball
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Auch an dieser Stelle soll einmal über Fußball geredet werden. Ein wunderbares Thema, das die unterschiedlichsten Menschen miteinander verbinden kann. Die Begeisterung von Fußballfans wie jetzt bei der Europameisterschaft elektrisiert, steckt an – und macht uns engagierte Kirchenleute manchmal geradezu neidisch.
Die große Anziehungskraft des Spiels mit dem Ball zahlt sich auch finanziell aus: Kurz vor Beginn der EM konnte die Deutsche Fußball-Liga neue Rekordzahlen präsentieren. Bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich werden die Proficlubs künftig von den privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern kassieren. Klar, dass die Vereinsbosse und Manager jubeln. Fußballfans allerdings stößt das immer größere Geschäft heftig auf.
Während in Frankreich die Nationalmannschaften Europas um ihren Cup spielen und sich in Deutschland die Vereine über mehr Geld freuen, stehen der Weltfußballverband Fifa und sein erst vor knapp vier Monaten gewählter Präsident im Mittelpunkt neuer Vorwürfe wegen Verschwendung und unsauberer Abrechnungen. Es gehört nicht sehr viel Phantasie dazu, um zu ahnen, dass die gewaltigen Geldsummen des Fußballgeschäfts auch zweifelhafte Geschäftsleute und Korruption anziehen. In den unteren Ligen dieser faszinierenden Sportart sieht es ganz anders aus: Amateurclubs haben es immer schwerer, ehrenamtliche Trainer, Begleiter und Unterstützer für die Mannschaften zu finden. Die Diskrepanz zum glitzernden Showgeschäft in der oberen Etage wächst.
Funktionäre des Fußballs erinnern gerne daran, dass ihre Sportart die Menschen unterschiedlichster Herkunft miteinander verbindet und damit einen Beitrag zur Integration der Gesellschaft leistet. Das stimmt. Die hohe Wertschätzung der deutschen Fans für Fußballer wie Jérôme Boateng und Mesut Özil – trotz AfD – ist nur ein Beispiel dafür. Zugleich aber werden die Unterschiede zwischen Proficlubs und Amateurvereinen, zwischen Managern und Ehrenamtlichen, zwischen kickenden Millionären auf dem Rasen und Fans mit knapper Kasse auf den Stehplätzen werden mit jedem neuen Geschäftsabschluss größer. Mit seiner Gier nach immer mehr Geld verspielt der Fußball eben jenen Zusammenhalt, den er zu stiften in der Lage ist.