Umsturz aus Langeweile?
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Populisten sorgen für gutes Entertainment: Es macht deutlich mehr Spaß, Herrn Trump, Herrn Johnson und Frau Le Pen bei ihren Auftritten zuzuschauen als Präsident Hollande oder unserer Kanzlerin. Das sollte eigentlich kein großes Problem sein, die Geschicke der Länder der Welt werden ja nicht nach dem Unterhaltungswert entschieden. Oder vielleicht doch? Im Amerika haben einige zugegeben, dass sie auf ein Duell mit Trump hoffen, weil das einfach lustiger ist.
Die Populisten bieten Unterhaltung für die Gelangweilten, in deren Leben nicht mehr so richtig viel passiert. Hinter dieser Langeweile, dieser Unzufriedenheit und dem Bestreben nach radikaler Veränderung steckt wohl auch ein spirituelles Problem: eine innere Leere, die sich in äußere Unruhe übersetzt: man hofft lieber auf Abwechslung und Veränderung von außen als auf inneres Wachsen und Reifen. Das leistet der Befreiungsrhetorik Vorschub und nährt den Patriotismus der Frustrierten. Dass in den sozialen Medien forsche Meinungen viel mehr Raum bekommen als solide Fakten, verstärkt das noch.
Die ersten Mönche im 4. und 5. Jahrhundert, die sogenannten Wüstenväter, habe diese innere Leere gut gekannt. Sie nannten das "Akedia" und beschrieben damit eine Niedergeschlagenheit, die sich in lustlose Zerstreuung flieht. Als Heilmittel dagegen empfahlen sie Arbeit und Lectio.
Arbeit, das heißt, dass man sich unmittelbar auf die Welt einlässt und sie bearbeitet, verwandelt, sich in ihr engagiert. Lectio meint ein betrachtendes Lesen, das tiefer eindringen will, mehrfach über den gleichen Text drüber geht, sich das Gelesene sozusagen auf der Zunge zergehen lässt. Ernsthafte Arbeit und gründliche Vertiefung: das waren offenbar nicht gerade die Schwerpunkte der Brexit-Anführer. Einer nach dem anderen kippt um, weil da zu wenig Substanz war. Britannien und Europa haben sich von den Clowns reinlegen lassen.