Die Buchtipps der katholisch.de-Redaktion für Ihren Urlaub

Goethe, Guardini und Harry Potter

Veröffentlicht am 30.07.2016 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Literatur

Bonn ‐ Was lesen Sie auf Reisen am liebsten? Geistlich-Spirituelles, hohe Literatur oder doch eher etwas Leichtes? Die katholisch.de-Redakteure haben ihre Lieblings-Urlaubsbücher für Sie zusammengestellt. Die Auswahl ist so bunt wie der Sommer selbst. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

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Romano Guardini: Von heiligen Zeichen

Wenn ich in fremde Städte komme, gehört eines immer dazu: Kirchen besuchen. Schließlich erzählen Gotteshäuser viel von der Kultur ihrer Beter; egal ob Kathedrale oder scheinbar unbedeutende Dorfkirche. "Von heiligen Zeichen" hilft mir dabei, Kirchen nicht bloß ästhetisch zu betrachten. Es ist ein kleines Buch aus der Feder des großen Theologen Romano Guardini. Dass für ihn wohl bald ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden soll, ist eigentlich schon Grund genug, (mal wieder) etwas von ihm zu lesen. Bei den "heiligen Zeichen", die Guardini in dem reisekompatiblen weil dünnen Bändchen beschreibt, geht es vor allem um die unterschiedlichen Orte einer Kirche: Die schwere Eingangstür, das Weihwasserbecken, die Stufen zum Altar, und so weiter. Guardini erklärt diese Orte nicht nur, er rückt sie überhaupt erst ins Bewusstsein. "Von heiligen Zeichen" ist eine perfekte Urlaubslektüre. (Kilian Martin)

Romano Guardini: Von heiligen Zeichen. Erstausgabe: Würzburg, 1922. Zitierte Ausgabe: Topos 2008, 82 Seiten, 8,95 Euro.

Fotografie eines Buchcovers
Bild: ©katholisch.de

Urlaubslektüre aus der Feder eines großen katholischen Denkers: "Von heiligen Zeichen" vom Romano Guardini.

Johann Wolfgang von Goethe: Die Wahlverwandtschaften

Der Roman "Die Wahlverwandtschaften" von Johann Wolfgang von Goethe über ein Ehepaar, das durch zwei Gäste in leidenschaftliche Verirrungen gestürzt wird, hat in seiner zwischenmenschlichen Tragik nichts an Aktualität verloren. Baron Eduard lebt zurückgezogen mit seiner Jugendliebe Charlotte auf einem Landgut. Als sie beschließen, den befreundeten Hauptmann Otto und Ottilie, Charlottes Nichte, bei sich aufzunehmen, fühlen sich plötzlich Charlotte und Otto sowie Ottilie und Eduard voneinander angezogen. Alle vier müssen nun ihren Weg zwischen Gefühl und gesellschaftlicher Konvention finden… In einem schattigen Plätzchen im Urlaub lässt es sich hervorragend in Goethes poetischer Wortwahl baden. Kostprobe gefällig? "Und wenn er nun in die Höhe sah und Ottilie leicht schreitend, ohne Furcht und Ängstlichkeit, im schönsten Gleichgewicht von Stein zu Stein ihm folgte, glaubte er ein himmlisches Wesen zu sehen, das über ihm schwebte. Und wenn sie nun manchmal an unsicherer Stelle seine ausgestreckte Hand ergriff, ja sich auf seine Schulter stützte, dann konnte er sich nicht verleugnen, dass es das zarteste weibliche Wesen sei, das ihn berührte." Hach! (Johanna Heckeley)

Goethes Klassiker ist in vielen Ausgaben und Verlagen erschienen. Außerdem ist er kostenlos im Internet abrufbar, zum Beispiel bei Zeno.org und beim Projekt Gutenberg http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe,+Johann+Wolfgang/Romane/Die+Wahlverwandtschaften. Zudem gibt es ein kostenloses Hörbuch bei Librivox: https://librivox.org/die-wahlverwandtschaften-by-johann-wolfgang-von-goethe/.

Fotografie eines Buchcovers
Bild: ©katholisch.de

Eine Lektüre für alle, die die Freude am Beten wieder finden wollen: Das "Geheimnis des Ruhegebetes" erklärt von Peter Dyckhoff.

Peter Dyckhoff: Bete ruhig

"Im menschlichen Leben muss es Pausen geben", schreibt Peter Dyckhoff und widmet sein Buch dem sogenannten Ruhegebet. Das ist eine alte Gebetsweise, die schon die Wüstenväter praktizierten. In leicht verständlicher Sprache erklärt der Autor die Haltung des ruhigen Betens. Wer mehrfach täglich übt, dem verspricht Dyckhoff wunderbare Wirkungen. Das Gebet könne sogar dabei helfen, Lebenskrisen zu meistern und Schicksalsschläge anzunehmen. Ehrlich gibt Dyckhoff zu, dass das Ruhegebet auch zu seinem Lebensanker wurde. Als junger Firmenchef war er dem Burnout nahe, alkoholsüchtig und steckte in einer Lebenskrise. Doch durch das Ruhegebet habe er einen tiefen inneren Frieden gefunden. Trotzdem verschweigt der Autor auch mögliche Schwierigkeiten beim  Einüben des Ruhegebets nicht. Das Buch liest sich wie eine Gebetsschule mit theologischem Tiefgang und vielen wertvollen Tipps für ein erfülltes Gebetsleben. Ein Buch für alle, die die Freude am Beten verloren haben. (Madeleine Spendier)

Peter Dyckhoff: Geheimnis des Ruhegebets, Media Maria Verlag Illertissen 2016, 235 Seiten, 14,95 Euro.

Buchcover vor dem Hintergrund aufgeschlagener Bücher
Bild: ©Carlo Süßmilch/Fotolia.com/Herder

Wo war Gott, als das Universum geschaffen wurde? Guy Consolmagno und Paul Müller geben Antworten.

Guy Consolmagno/Paul Müller: Wo war Gott, als das Universum geschaffen wurde?

Genesis oder Urknall? Das gehört zu den Fragen, die Guy Consolmagno und Paul Müller gestellt werden zum Verhältnis von Glauben und Naturwissenschaft. Aber ist das überhaupt eine Entweder-Oder-Frage? Die beiden Jesuiten sind selbst Physiker und arbeiten an der vatikanischen Sternwarte – sie kennen sich also aus in beiden Gebieten. In sechs Gesprächen an verschiedenen Orten führen die beiden in Dialogform durch die Wissenschafts- wie die Theologiegeschichte. Für sie ist klar: Glaube wie Wissenschaft haben ihre Berechtigung und ihre Aufgabe – keins ersetzt das andere, und letzten Endes gilt der Grundsatz, dass "Wahrheit der Wahrheit nicht widerspricht" – "Gott hat 'zwei Bücher geschrieben', das Buch der Heiligen Schrift und das Buch der Natur." Theologie wie Naturwissenschaft streben unvollkommen, aber zielstrebig auf ein besseres Verständnis der Wirklichkeit hin. Das Buch der beiden Jesuiten ist ein Plädoyer für einen aufgeklärten Glauben und eine aufgeklärte Wissenschaft, die sich gegenseitig nicht widersprechen oder widerlegen, sondern unterschiedliche Facetten der Welt beleuchten wollen – und es ist eine verständliche Einführung in die Philosophie der Wissenschaft, in die Geistes- und Theologiegeschichte. (Felix Neumann)

Guy Consolmagno/Paul Müller: Wo war Gott, als das Universum geschaffen wurde? Verblüffende Antworten aus der vatikanischen Sternwarte, Herder 2016, 288 Seiten, 19,99 Euro.

Joanne K. Rowling: Harry Potter and the Cursed Child

Endlich wieder Gelegenheit, eine leichte Sommerlektüre auf Englisch zu probieren: Am 31. Juli erscheint der achte Band von Harry Potter. 19 Jahre nach dem Kampf gegen Bösewicht Voldemort ist aus dem Zauberlehrling ein dreifacher Vater geworden, der im Ministerium für Magie arbeitet. Sein jüngster Sohn Albus Severus scheint ihm Probleme zu bereiten – aber ob er oder jemand anderes das titelgebende "verwunschene Kind" ist, weiß man noch nicht. Wie auch sonst nicht viel über die Geschichte bekannt ist. Mir würde schon etwas Spannung, Überraschung und der wunderbare Humor, der diese Reihe so einzigartig machte, ausreichen. Aber der Clou an dem Buch, auf den ich mich am meisten freue, ist die Form: Band acht erscheint als Skript eines Theaterstücks, das diesen Sommer in London in zwei Teilen aufgeführt wird. In Skriptform habe ich wohl schon seit der Schullektüre von Goethe und Shakespeare kein Buch mehr gelesen. Das wird eine Freude! (Agathe Lukassek)

Joanne K. Rowling: Harry Potter and the Cursed Child - Parts I & II (Special Rehearsal Edition), Little, Brown Book Group, erscheint am 31.7. auf Englisch und am 25.9. auf Deutsch, 352 Seiten, ca. 19,99 Euro.

Tony Hawks: Mit dem Kühlschrank durch Irland

Nein, da hat sich nicht ein falsches Wort in die Überschrift geschlichen. Der Titel des Romans des britischen Komödianten und Schriftstellers Tony Hawks  ist Programm: Eine verhängnisvolle Wette ist der Grund, warum er mit einem Kühlschrank trampend durch ganz Irland reist. Ob an der Küste, im Auto oder im Pub, überall trifft er Menschen mit knochigem, irischem Charakter – also immer gute Gesprächspartner, mit denen man eine Menge Abenteuer erleben kann. Am Ende des Buches hat man unglaublich viel gelacht und das Land und seine Leute bestens kennengelernt. Außerdem weiß man, wie man es mit einer sinnfreien Idee ins Radio schaffen kann. Amüsant und mitreißend bietet der Roman Erfrischung - durch die irische Küste, die ländlichen Menschen und ein kühles Pint. (Benedikt Ronge)

Tony Hawks: Mit dem Kühlschrank durch Irland, Goldmann 2000, 8,50 Euro.

Buchcover vor dem Hintergrund aufgeschlagener Bücher
Bild: ©Carlo Süßmilch/Fotolia.com/Suhrkamp

Ein einfacher Mann aus einem Dorf in Osteuropa versucht, in England Fuß zu fassen: Diese Geschichte erzählt "Der weite Weg nach Hause" von Rose Tremain.

Rose Tremain: Der weite Weg nach Hause

Dieses Buch habe ich schon vor einigen Jahren während eines Urlaubs gelesen. In diesem Sommer ist es durch das Brexit-Votum wieder aktuell: Lev, ein einfacher Mann aus einem kleinen osteuropäischen Dorf, macht sich auf nach Großbritannien. Dort will er Geld verdienen, um seine Familie zu ernähren. Er ist ein Bespiel für jene Arbeitsmigranten, die die britischen EU-Gegner nicht auf der Insel haben wollen. Doch der Roman wählt eine andere Perspektive. Der Leser schaut durch die Augen des 43-jährigen Witwers, dem es schwer fällt, seine Heimat und seine kleine Tochter zu verlasen und noch schwerer, sich in der unfreundlichen Fremde zurechtzufinden. Aber Lev kämpft sich durch, findet einen Job, Freunde, eine Liebe — gleichwohl wird immer klarer, dass sein Platz eigentlich an einem anderen Ort ist. Ich mag das Buch für seinen Protagonisten, der zugleich einfach gestrickt und lebensklug ist, feinfühlig und grob, und vor allem eins: zäh. Ob in Großbritannien oder im östlichen Ende Europas, von ihm kann man noch einiges lernen. Auch in den Ferien.  (Gabriele Höfling)

Rose Tremain: Der weite Weg nach Hause, Suhrkamp Taschenbuch 2009, 490 Seiten, 14,90 Euro.