Mit dem Fahrrad zum Weltjugendtag
Er ist Priester, gebürtiger Luzerner und 74 Jahre alt. Sechs Wochen brauchte er von seiner Heimat, dem schweizerischen Fricktal bis nach Krakau.
Mit 20 Kilo Gepäck durchs Gebirge
Die Reise des Priesters begann am 1. Juni und führte ihn durch sechs Länder. "Ich bin durch die Schweiz, Deutschland, Österreich, Ungarn, die Slowakei bis nach Polen gefahren", erzählt Süess mit glänzenden Augen. Anfangs begleiteten ihn viele andere Fahrradfahrer. "Die Strecke von der Schweiz bis nach Budapest ist gepflastert und eignet sich gut zum radeln", so Süess. Hinter Budapest wurde seine Reise einsamer, da es weniger ausgebaute Radwege gab und sich das Tatra-Gebirge ankündigt.
Mit 20 Kilogramm Reisegepäck und ohne "Hilfsmotor" bewältigte er das Gebirge, welches durch die Slowakei und Polen führt. "Morgens habe ich manchmal überlegt, warum ich das mache", erklärt der Priester. "Aber nur kurz. Ich hatte das Ziel immer vor Augen." Das Ziel ist der Weltjugendtag 2016 in Krakau. Hier möchte der Priester mit jungen Menschen ins Gespräch kommen. "Ich möchte wissen, was die Jugendlichen bewegt. Welche Träume sie haben und wie sie sich heute mit dem Glauben auseinander setzen."
Doch schon seine Anreise wurde zu einem einmaligen Erlebnis: "Viele verschiedene Menschen unterschiedlicher Nationen haben mir auf diesem Weg geholfen und ließen mich nicht daran zweifeln, dass ich mein Ziel erreichen werde." In seiner Heimat waren sie skeptisch, ob er die lange Reise mit dem Fahrrad schafft. Auch weil er keine feste Reiseplanung hatte: Morgens startete Süess mit dem "Velo" und abends kehrte er dort ein, wo er eine Unterkunft fand. Einen Schlafplatz hatte er immer. "Ich habe mir gesagt, das Leben ist auf deiner Seite und so war es!"
Am 20. Juli kam er ohne Pannen in Krakau an. Bei seiner Ankunft bei einer der vielen Anmeldestellen erlebte er eine Überraschung. "Als ich mich als Teilnehmer zum Weltjugendtag registrieren wollte und von meiner Anfahrt erzählte, überreichte eine Mitarbeiterin mir einen offiziellen Gästepass." Damit darf Süess sich nun frei auf dem Weltjugendtag bewegen.
Fahrrad wurde geklaut
Die Rückreise wird Süess allerdings nicht mit dem Fahrrad antreten. Sein "Velo" ist ihm in Krakau geklaut worden. "Nach einer solchen Reise, ist das als würde einem ein guter Freund genommen werden", erzählt er wehmütig. Trotzdem hat er schon sein nächstes Projekt vor Augen: Nach dem Weltjugendtag möchte er ein Buch über seine Reise und die vielen wunderbaren Erlebnisse auf seinem Weg schreiben.