Die Kirche als die Gemeinschaft der Glaubenden
Kirche ist die Gemeinschaft der Glaubenden, die sich um Jesus Christus versammelt. Das Wort Kirche ist abgeleitet vom griechischen Kyriaká und bedeutet ursprünglich „dem Herrn gehörig“. Noch häufiger findet sich in den Schriften des Neuen Testaments der aus dem Griechischen stammende Begriff Ekklesía, im Wortsinn „die Schar der Herausgerufenen“, der ebenfalls die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden und damit die Kirche meint. Die Verwendung von Ekklesia im Neuen Testament als Bezeichnung für die Gemeinde der an Christus Glaubenden schafft eine Verbindung zum Sprachgebrauch des Alten Testaments, wo vom Volk Israel als der Volksgemeinde Gottes die Rede ist. Beide Begriffe beziehen sich auf die von Gott gerufene und vor ihm versammelte Volksgemeinde. Ein weiterer Hinweis auf die Beziehung zum Alten Testament ist Jesu Berufung der zwölf Jünger: die Zahl zwölf erinnert an den Bund Gottes mit den zwölf Stämmen Israels. Das von Gott begonnene Heilswirken in der Geschichte Israels wird von Jesus fortgesetzt.
Geschichtliche Anfänge der Kirche
Die geschichtlichen Anfänge der Kirche liegen in der urchristlichen Missionsbewegung, die auf Jesus und seine Jünger zurückgeht. Davon berichten im Neuen Testament zunächst die vier Evangelien, die Jesu Verkündigung, sein Leben und Wirken und die Berufung und Aussendung der Jünger schildern. Insbesondere die Erfahrung von Tod und Auferstehung Jesu war für die Jünger als seine Nachfolger von entscheidender Bedeutung. Die durch den Tod Jesu zutiefst verunsicherten Jünger gewannen durch die Begegnung mit dem Auferstandenen eine völlig andere Motivation, die Botschaft Jesu weiterzugeben. Erst nach der Auferstehung konnten die Jünger Jesu Auftrag erfüllen, der beim Evangelisten Matthäus festgehalten ist: „Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus, 28,19f.) Dass die Jünger in ihrer Aufgabe, die Botschaft Jesu über die Grenzen Israels hinaus zu verbreiten, vom Heiligen Geist unterstützt wurden, berichtet die neutestamentliche Apostelgeschichte. Das dort beschriebene Pfingstwunder bekräftigt die Internationalität des neuen Volkes Gottes und damit die Sendung der Apostel in die ganze Welt. Die Schriften des Neuen Testaments machen deutlich: die Kirche ist nicht durch ein bestimmtes Wort oder einen besonderen Akt Jesu gegründet worden, sondern Kirche entsteht von Anfang an aus dem Heilswirken Gottes, das sich im Wirken des Heiligen Geistes zeigt. Die Briefe des Neuen Testaments, allen voran die Briefe des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, geben Einblicke in das Kirchenverständnis des Urchristentums. Paulus vergleicht die christliche Gemeinde mit dem Leib Christi und nennt Gemeinschaft und Bindung an Jesus Christus unerlässlich für das Gelingen von Kirche. Das Bild der Gemeinde als Leib Christi hat das Selbstverständnis von Kirche bis heute maßgeblich beeinflusst.
Bedeutung des Wortes "Kirche"
Kirche in diesem Sinn ist zu unterscheiden von Kirche als Versammlungsraum. Dass das Wort Kirche sich auch als Bezeichnung für den Ort gottesdienstlicher Versammlungen durchgesetzt hat, hängt mit dem Kirchenverständnis der ersten Christen zusammen: der Raum wurde als Abbild und Darstellung der Kirche als Gemeinde verstanden. Fanden die anfänglichen Gemeindeversammlungen noch in Privathäusern der Gläubigen statt, gab es schon zu Beginn des dritten Jahrhunderts gemeindeeigene Häuser für die Feier der Gottesdienste. Ab dem vierten Jahrhundert setzt sich die frei stehende Basilika als christliches Kirchengebäude durch, das sich dann im Laufe der Jahrhunderte in seiner Bauweise immer in Entsprechung zur jeweils vorherrschenden Architektur veränderte. Entscheidend war und ist, dass eine Kirche die Versammlung der Gemeinde ermöglicht und damit zugleich äußeres Zeichen für den Glauben an Jesus Christus ist.
Die Rolle der Kirche
Dass Kirche als Gemeinschaft über nunmehr 2000 Jahre besteht, verdankt sie ihrer Institutionalisierung. Als gesellschaftlich verfasste, auf den christlichen Glauben bezogene Größe spielt Kirche weltweit eine Rolle. Kirche als organisierte Gestalt einer christlichen Religionsgemeinschaft ist vielfältig, national wie international. In Deutschland gibt es die Katholische und die Evangelische Kirche. Im Verfassungsrecht der Bundesrepublik Deutschland ist die rechtliche und organisatorische Trennung von Kirche und Staat verankert. Die gesellschaftliche Bedeutung der Kirchen und ihre Aktivitäten für das Gemeinwohl erfahren vom Staat eine hohe Wertschätzung, deshalb werden sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt. Mit dem Grundrecht der Religionsfreiheit gewährleistet die Bundesrepublik den Kirchen und den übrigen Religionsgemeinschaften die Freiheit, ihre eigenen Aufgaben mit Rücksicht auf die allgemein geltenden Gesetze eigenständig durchzuführen. Die Katholische Kirche besteht aus 27 kirchlichen Verwaltungsbezirken, so genannte Bistümer und Erzbistümer. Die einzelnen Bistümer bestehen aus Seelsorgeeinheiten, die je nach Größe oder regionaler Erfordernisse unterschiedlich organisiert sind. Die Bistümer oder Diözesen werden von Bischöfen geleitet, die alle der Deutschen Bischofskonferenz angehören.