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Den Koran neu interpretieren

Der Jesuit Samir Khalil Samir ist Islamwissenschaftler und Vatikanberater. Das Bistum Eichstätt hat mit ihm über das Verhältnis von Christen und Muslimen gesprochen.

Video: © Anita Hirschbeck

Angesichts islamistischen Terrorismus im Nahen Osten fordert der Islamwissenschaftler und Vatikanberater Pater Samir Khalil Samir Muslime auf, ihre Texte neu auszulegen. Der Koran habe friedliche, aber auch aggressive Verse, sagt der Jesuit in einem Video-Interview des Bistums Eichstätt. Sie seien allerdings in kriegerischen Zeiten entstanden. "Und deshalb sollten die Muslime den Koran neu interpretieren", erklärt Pater Samir. Auch in der Bibel gebe es Stellen, in denen zu Kampf und Tod aufgerufen werde. "Aber wir interpretieren das. Sei es historisch oder metaphorisch."

Das bedeute nicht gleichzeitig willkürliche Auslegung, denn die Texte müssten fortwährend innerhalb einer religiösen Gemeinschaft interpretiert werden. "Das ist keine persönliche Sache", betont Pater Samir. Christen könnten Muslime in diesem Sinne helfen, denn: "Wir haben diese Probleme auch erlebt." Heute seien Christen an einen Punkt gekommen, an dem sie sagten, die Texte stammten nicht wortwörtlich von Gott.

Darüber hinaus erläutert der Jesuit, dass Dialog Liebe und Wahrheit bedeute. Christen und Muslime dürften sich gegenseitig korrigieren, "aber mit Liebe", hebt er hervor. Die beiden Glaubensrichtungen stünden miteinander im Wettbewerb: "Wir sind Konkurrenten – geistlich. Das bedeutet aber nicht, dass wir Feinde sind." Konkurrenz meine, dass jeder versuche, der Beste zu sein. "Das ist gut für alle."

Samir Khalil Samir wurde in Ägypten geboren und studierte katholische Theologie und Islamwissenschaften. Heute gilt er als einer der führenden Orientexperten und Islamberater des Vatikans. Er lehrt unter anderem am Päpstlichen Orientinstitut in Rom und an der Saint-Joseph-University in Beirut (Libanon).