Das ist die Siebenkirchenwallfahrt in Rom
Die Siebenkirchenwallfahrt hat eine aus Kirchensicht noch gar nicht so lange Tradition: Der heilige Philipp Neri begründete sie um das Jahr 1553. Es ging ihm dabei darum, dass Gläubige gemeinschaftlich diejenigen Kirchen Roms aufsuchen, die an das Erbe der frühen Heiligen und Märtyrer der Kirche sowie an die Apostel erinnern. Mehr als 20 Kilometer ist die Strecke lang, die Pilgergruppen bis heute zu Fuß und möglichst an einem Tag bewältigen.
Durch den Weg und die Gebete an oder in den Kirchen kann ein Ablass erworben werden – allerdings bekommt man auch einen Ablass, wenn man nur eine der vier Papstbasiliken besucht. Der Siebenkirchenwallfahrt fügte Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000 ein abgelegenes Sanktuarium nahe des Flughafens Ciampino im Tausch gegen eine Basilika hinzu. Aber da dies an einem Tag zu Fuß nicht zu bewältigen wäre, gehen die meisten Pilger den alten Weg und besuchen diese Kirchen in folgender Reihenfolge:
Petersdom - San Pietro in Vaticano
Der von uns Petersdom genannte Prachtbau lautet mit vollem Namen: "Basilica Papale di San Pietro in Vaticano" (Päpstliche Basilika St. Peter im Vatikan). Er ist die Memorialkirche des Apostels Simon Petrus und über seinem mutmaßlichen Grab errichtet. Im Jahr 320 veranlasste Kaiser Konstantin den Bau der alten Peterskirche auf dem denkbar ungünstigen Baugrund. Nachdem die Päpste nach der Rückkehr aus Avignon begannen, im Vatikan und nicht am Lateran zu residieren, wuchs der Wunsch nach einer repräsentativeren Kirche. Der Grundstein wurde am 18. April 1506 gelegt, dann wurde über 120 Jahre lang gebaut; am 18. November 1626 wurde Neu-St. Peter eingeweiht.
Der Petersdom ist die größte der 12 päpstlichen Basiliken und eine der größten Kirchen der Welt. Er ist dennoch weder die Kathedrale des Bistums Rom noch der offiziell ranghöchste römisch-katholische Kirchenbau (siehe Lateranabsilika). In ihm finden heute 20.000 Menschen Platz. Als Schmuck dienen knapp 800 Säulen und 400 Statuen, 44 Altäre und 135 Mosaike.
To Do: Das riesige Weihwasserbecken bestaunen, die weltberühmte Pieta von Michelangelo sehen, die Gräber von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. aufsuchen.
Don't: Gebetsgesten für gestellte Fotos nachahmen. Den rechten Fuß der bronzenen Petrusstatue streicheln, wie alle anderen – es ist eine Bakterienschleuder, die inzwischen von den vielen Berührungen abgeflacht ist.
Sankt Paul vor den Mauern - San Paolo fuori le Mura
Die Papstbasilika "Sankt Paul vor den Mauern" steht über dem mutmaßlichen Grab des Apostels Paulus. Er soll an diesem Platz nach seiner Enthauptung im Jahr 67 begraben worden sein. Kaiser Konstantin ließ eine Basilika errichten, die 324 geweiht wurde. Im Jahr 1823 brannte das Gotteshaus fast vollständig ab. Papst Leo XII. veranlasste den originalgetreuen Aufbau und eröffnete die Basilika 1854 wieder.
Die jetzige Kirche entspricht mit dem Grundriss (120 Meter lang, 60 Meter breit und 23 Meter hoch) den ursprünglichen Grundrissen der Kirche. In ihr sind die Portraits aller Päpste der Kirchengeschichte abgebildet. Über den Säulen der Kirche zieht sich ein langes Band von 256 Medaillons mit dem jeweiligen Konterfei – die jüngsten wie Benedikt und Franziskus sind auf der rechten Seite verewigt. Einer Legende nach kommt Christus wieder, wenn kein Platz mehr für weitere Medaillons vorhanden ist. Als nur noch drei freie Stellen vorhanden waren ordnete Johannes Paul II. an, 25 weitere Plätze anzulegen.
To Do: Die Porträts der neueren Päpste bewundern. Im Kreuzgang ausruhen und die schön verzierten doppelten Säulenreihen anschauen. Im Atrium die an Jedi-Ritter erinnernde Paulus-Statue fotografieren.
Don't: Den Porträts der älteren Päpste bis zum 16. Jahrhundert zu viel Aufmerksamkeit schenken – es handelt sich um Phantasiedarstellungen.
Sankt Sebastian vor den Mauern - San Sebastiano fuori le Mura
"Sankt Sebastian vor den Mauern" in Rom liegt an der berühmten Via Appia Antica über den Sebastian-Katakomben, in denen unter anderem der gleichnamige Märtyrer begraben liegt. An der Stelle sollen die Apostelfürsten Petrus und Paulus ein Haus bewohnt haben. Auch die ursprünglich dreischiffige Umgangsbasilika (man konnte vom Seitenschiff aus um die Apsis des Mittelschiffs herumgehen) stammt aus konstantinischer Zeit. Nur noch wenig ist von der alten Basilika erhalten, die 1612 durch eine kleinere barocke Kirche ersetzt wurde.
Im "Heiligen Jahr" 2000 wurde diese Pilgerkirche sogar durch das "Santuario della Madonna del Divino Amore" als eine der sieben Pilgerkirchen ersetzt. Beim "Santuario" handelt es sich um zwei neuere Kirchen aus den Jahren 1745 und 1999, zu denen Römer eine Nachtwallfahrt machen. Diese Änderung setzte sich aber bisher nicht durch – und die Massen pilgern nach San Sebastiano.
To Do: Die liegende Marmorstatue des durch Pfeile schwerverletzen Sebastian sehen.
Don't: Zu sehr enttäuscht sein, wenn die Kirche in der Mittagszeit geschlossen ist. In diesem Fall betet man vor der Tür.
Lateranbasilika - San Giovanni in Laterano
Die sogenannte Lateranbasilika ist die Bischofskirche der Stadt Rom und die "Mutter aller Kirchen". Sie wurde am 9. November 313 durch Papst Silvester I. geweiht und ist damit die älteste Bischofskirche des Papstes. Die Basilika ist sowohl dem Täufer, als auch dem Evangelisten Johannes geweiht. Ursprünglich war sie allein Jesus Christus, dem Heiland geweiht. Sie lautet mit vollem Namen "Archibasilica Sanctissimi Salvatoris et Sanctorum Iohannis Baptistae et Evangelistae in Lateran" (Erzbasilika des Allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran).
Die 130 Meter lange Kirche wirkt auf den ersten Blick etwas kühler und weit schlichter als die anderen Papstbasiliken. Auf der Hauptfassade stehen in der Mitte Statuen der beiden Johannes' und von Christus. Im Kircheninneren ist die Decke vergoldet und der Fußboden voller Mosaiksteinchen. Auch der päpstliche Lehrstuhl, die Kathedra, ist mit Mosaik verziert. In Nischen des Mittelschiffs stehen riesige Statuen der zwölf Apostel aus der Schule des italienischen Bildhauers Berninis. Die achteckige Taufkapelle im Nordosten des Platzes aus dem Jahr 315 ist die älteste der Christenheit und damit der Prototyp aller Baptisterien.
To Do: Das Baptisterium besichtigen.
Don't: Die nebenanliegende "Scala Santa" (Heilige Treppe) mit den Füßen betreten. Bis heute wird die Stiege, auf der Jesus zu Pilatus hinaufgestiegen sein soll, nur auf Knien und betend bestiegen. Seitlich davon befinden sich aber normale Treppen.
Basilika des Heiligen Kreuzes in Jerusalem - St. Croce in Gerusalemme
"Santa Croce in Gerusalemme" hat ihren Namen von verschiedenen Kreuzreliquien aus Jerusalem, die in der Kirche aufbewahrt werden. Die Basilika bietet den Christen den Zugang zu Reliquien vom Kreuz Christi, entdeckt von Helena, Mutter Konstantins, auf dem Berg Golgota: ein Teil des Kreuzes Christi, ein Nagel, ein Stück des Titulus Crucis und einige Dornen. Die Basilika entstand 350 durch den Umbau eines kaiserlichen Palastes, wurde aber 1743 grundlegend umgebaut und hat nun eine schön geschwungene Fassade.
To Do: Die Kreuzkapelle aufsuchen, die über das linke Seitenschiff zugänglich ist.
Sankt Laurentius vor den Mauern - San Lorenzo fuori le mura
Wie schon der Name "Sankt Laurentius vor den Mauern" sagt, muss auch diese Kirche alt sein, denn als sie unter Kaiser Konstantin im dritten Jahrhundert errichtet wurde, stand sie außerhalb der Stadtmauern Roms. Die Basilika steht über dem Grab des heiligen Laurentius. Sie wurde mehrfach erneuert, umgebaut und im Zweiten Weltkrieg sogar so schwer beschädigt, dass sie unter Papst Pius XII. bis 1949 wieder aufgebaut werden musste. Schon seit dem 13. Jahrhundert ist sie eine Vereinigung zweier Kirchen und deshalb besonders lang. Neben den Gebeinen von Laurentius finden sich in der Krypta seit dem Jahr 560 auch die Reliquien des ersten Märtyrers Stephanus.
To Do: Die Schlichtheit der Basilika und ihren wunderschönen, in der mosaikartigen Cosmatentechnik gefertigten, Fußboden bestaunen.
Don't: Sich über das Folterwerkzeug des heiligen Laurentius (unter dem Altar) lustig machen – er soll auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein.
Groß Sankt Marien - Santa Maria Maggiore
"Santa Maria Maggiore" wurde nach dem Konzil von Ephesos (431) auf dem Hügel Esquilin erbaut, in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs Termini. Im Mittelalter tauchte aber folgend schöne Legende über die Entstehung der größten Marienkirche der Welt auf: In einer Nacht an einem 4. August im 4. Jahrhundert hatten ein römisches Patrizierehepaar und der Papst denselben Traum, in dem Maria sie aufforderte, eine Kirche an der Stelle zu bauen, an der am nächsten Morgen Schnee liege. Deshalb wird das Gotteshaus auch "Santa Maria della Neve" (Sankt Marien Schnee) genannt.
Hauptaugenmerk verdient das Apsismosaik, ein schönes und ausdrucksstarkes Werk, das die Krönung Mariens durch Jesus zeigt. Das Besondere: Jesus ist gleich groß wie Maria und sitzt auf gleicher Höhe wie seine Mutter. Unterhalb des Altars kommt man über eine kleine Treppe zum Reliquienschrein der Santa Maria Maggiore. Er ist aus Kristall, hat die Form einer Krippe, und soll Holzstücke der Futterkrippe enthalten, in die das Jesuskind gelegt wurde.
To Do: Neben dem Apsismosaik auch den beeindruckenden Marmor-Fußboden bestaunen.
Don't: Vorder- und Rückseite verwechseln – das kann durchaus passieren, weil eine gewaltige Treppe zur Rückseite führt.