Jesuit und Vatikan-Kenner über kirchliche Kommunikation

Hagenkord kritisiert Umgang des Vatikans mit Missbrauchsskandal

Veröffentlicht am 18.09.2018 um 15:20 Uhr – Lesedauer: 
Bernd Hagenkord im Porträt
Bild: © KNA

Hamburg ‐ Papst Franziskus habe im Umgang mit dem Missbrauchsskandal teilweise keine glückliche Figur abgegeben, sagt der Jesuit und Journalist Bernd Hagenkord. Und auch sonst übt er Kritik an kirchlicher Kommunikation.

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Der Jesuit und Vatikan-Experte Bernd Hagenkord hat die kirchliche Kommunikation beim Thema Missbrauch kritisiert. "In Rom sitzen noch viel zu viele, die sagen, dass das alles auch mal vorbeigehen sollte", sagte Hagenkord am Montag in Hamburg. Wenn die Kirche ihre Kommunikation nicht dem Ernst der Lage anpasse, nähmen die Leute sie zu Recht nicht ernst.

Das Thema Missbrauch ändere die kirchliche Kommunikation auch mit Blick auf die Theologie, sagte der Jesuit. So müsse etwa nicht die Kirche als Ganze Buße tun, sondern diejenigen, die in der kirchlichen Hierarchie Verantwortung getragen hätten. Hagenkord ist Chef vom Dienst des Nachrichtenportals "Vatican News". Er äußerte sich beim Medienempfang des Erzbistums Hamburg.

"Hörbaren Knacks bei vielen loyalen Leuten"

Auch Papst Franziskus habe teilweise keine glückliche Figur abgegeben. Besonders schwerwiegend seien seine anfänglichen Aussagen zum Skandal in Chile gewesen. "Das hätte er nicht machen dürfen", sagte Hagenkord. Der Papst hatte bei seinem Besuch in dem lateinamerikanischen Land den mit Vertuschungsvorwürfen konfrontierten Bischof Juan Barros zunächst in Schutz genommen und von Verleumdung gesprochen. Später entschuldigte er sich dafür. Dass der Pontifex dabei so "danebengelegen" habe, habe ihn und seine Kollegen "umgehauen", sagte der Jesuit. Das habe auch für "einen hörbaren Knacks bei vielen loyalen Leuten" gesorgt.

Hagenkord äußerte sich auch zur Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz, die schon vor der Herbstvollversammlung in der kommenden Woche an die Öffentlichkeit geraten war. Das zeige, dass die Kirche in dieser Angelegenheit nicht mehr "Herr des Geschehens" sei. Besonders tragisch sei es zudem, wenn sich Bischöfe nach dem "Durchstechen" der Studie als Opfer stilisierten, so Hagenkord. (mal)