Joachim Frank über die Notwendigkeit einer Service-Kirche

Dank sei Helene Fischer!

Veröffentlicht am 01.04.2016 um 00:01 Uhr – Von Joachim Frank – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Joachim Frank über die Notwendigkeit einer Service-Kirche

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Ostern war Ende. Thomas Frings, Großneffe des legendären Kölner Erzbischofs, feierte die letzten Gottesdienste als Pfarrer mit seiner Gemeinde Heilig Kreuz in Münster. Der 55 Jahre alte Geistliche nimmt eine unbefristete Auszeit. Nach 30 Jahren Seelsorge sei er es leid, überall nur Rückgang und Abbau zu erleben. Die einzigen Wachstumszahlen habe die Kirche im Negativen zu verzeichnen – und bei den Ansprüchen der innerlich längst Entfremdeten, Ausgewanderten an den äußerlichen Service der Kirche, an die Gestaltung von Hochzeiten zum Beispiel. Die daraus resultierende BILD-Schlagzeile "Helene Fischer treibt Pfarrer Frings ins Kloster" fungierte bundesweit als nachrichtentechnischer Durchlauferhitzer.

Man hat den "Fall Frings" als prophetisches Zeichen gefeiert: Da verweigert sich ein Priester dem betriebsamen Kreisen seiner Kirche um eine sinnentleerte Mitte! Doch schwingt im Lob des konsequenten Pfarrers die Kritik an einer Discount-Kirche mit, die den Glaubensschatz an den Zeitgeist verscherbelt. Der "Fall Frings" als Reprise des von Papst Benedikt XVI. angestimmten Entweltlichungsthemas.

Beide Intonationen lassen ein griesgrämiges, unversöhntes Verhältnis zum Leben (in) der Gegenwart deutlich werden. Weltflucht als Gebot der Stunde? Das will so gar nicht zum Pathos passen, mit dem die Kirche gerade in der Kar- und Osterzeit vom "Dienen" spricht. Das Ideal des Dienstes besteht darin, dass der Bedienstete von sich absieht. Für ihn dürfen allein die Bedürfnisse des Bedienten zählen. Was wäre die Fußwaschung denn anderes? Und wie sollten sich die Seelsorger, die sie am Gründonnerstag symbolisch vollziehen, im Alltag wieder über die erheben können, zu denen sie sich in der Liturgie hinabgebeugt haben? "Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist", hat Dietrich Bonhoeffer gesagt. Frei übersetzt ins Heute: wenn sie Service-Kirche ist.

Ostern ist nicht Ende. Ostern 2016 kann Anfang eines neuen Nachdenkens über den Dienst der Kirche am Menschen sein. Thomas Frings sei Dank, und Helene Fischer.

Der Autor

Joachim Frank ist Chefkorrespondent der DuMont-Mediengruppe und Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Joachim Frank