Standpunkt

Wenn alte Männer über junge Menschen reden

Veröffentlicht am 05.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Endlich hat sie begonnen: die Jugendsynode. Doch auch wenn im Vorfeld die Meinung von Jugendlichen eingeholt wurde, entscheiden am Ende immer noch die Bischöfe. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer, kommentiert Roland Müller.

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"Die Jugend, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" – unter dieser etwas sperrigen Überschrift diskutieren derzeit im Vatikan Bischöfe aus aller Welt darüber, was Jugendliche von der Kirche erwarten. Herauskommen soll dabei eine Art Gebrauchsanweisung, wie der Glaube für den kirchlichen Nachwuchs wieder interessant gemacht werden kann. Eigentlich eine gute Idee, denn das hätte die Kirche bitter nötig. Nicht nur wegen des auf allen Erdteilen Erschütterung hervorrufenden Missbrauchsskandals verliert sie rasant sowohl Gläubige als auch gesellschaftlichen Rückhalt. Bei den Beratungen der Jugendsynode wurde das gleich am zweiten Tag unumwunden zugegeben.

Doch es gibt ein Problem innerhalb des Systems "Bischofssynode": Den immerhin 267 Oberhirten, im Fachterminus "Synodenväter" genannt, stehen nur 50 berufene Gasthörer (sogenannte "Auditoren") und 23 Experten gegenüber. Die Schieflage ist offensichtlich: Angehörige der Generation 50+ reden über junge Menschen; Kleriker treffen Entscheidungen, die für das Leben von Laien wichtig sind; ausschließlich Männer bestimmen für den von Gott als Mann und Frau geschaffenen Menschen.

Diese frappierenden Gegensätze bei den Bischofssynoden scheinen auch Papst Franziskus zu stören. Mit seiner vor wenigen Tagen vorgelegten Konstitution "Episcopalis communio" will er die Situation entschärfen. Durch den stärkeren Einbezug von Priestern und Laien, Betroffenen und Fachleuten sollen die Synoden "immer stärker ein besonderes Mittel werden, auf das Volk Gottes zu hören", wie es in der Konstitution selber heißt. Und doch legt Franziskus kein Novum vor: Bei den Familiensynoden 2014 und 2015 und auch bei der aktuellen Jugendsynode waren besonders im Vorfeld, aber auch während der Sitzungen viele Laien beteiligt. Es wurde miteinander statt übereinander geredet. Und doch entscheiden am Ende allein die Bischöfe, welche Beratungsergebnisse sie dem Papst für ein nachsynodales apostolisches Schreiben vorlegen.

Wenn Bischofssynoden etwas zeigen, dann vor allem, dass die Kirche die vom Zweiten Vatikanischen Konzil so gelobten "Zeichen der Zeit" nicht erkannt hat. Demokratie? Fehlanzeige! Geschlechtergerechtigkeit? Nicht vorhanden! Verbannung von Klerikalismus? Leider nein! Immerhin gibt es kleine Hoffnungsschimmer: Bischöfe, wie der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe wünschen sich eine Kirche, die ihr Handeln, ihre Struktur und ihre Sprache von der Jugend her neu denkt. Die "Synodenväter" tagen noch bis Ende Oktober im Vatikan. Vielleicht schaffen sie es, der Kirche bis dahin einen Weg zu bahnen, um, wie es Weihbischof Wübbe ausdrückt, auf die "prophetische Stimme junger Menschen" zu hören. Nötig wäre es auf jeden Fall.

Von Roland Müller

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.