Meine Angst vor Donald Trump
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Als vor vielen Monaten in den USA der Vorwahl-Wanderzirkus begann, hatte ich das Privileg, in Berlin eine jüdische Politologin und Publizistin aus New York zu treffen. Natürlich ergriff ich die Gelegenheit, Carol Kahn Strauss, die Leiterin des New Yorker Leo Baeck Instituts, nach ihrer Meinung zu den Präsidentschaftskandidaten zu befragen. Schon damals sagte sie ein Duell Trump gegen Clinton voraus - die sie übrigens beide als New Yorker Mitbürger relativ gut zu kennen schien.
Auf eine Kandidatenkür Trumps hätte damals in Deutschland noch kaum jemand einen Pfifferling gewettet. Umso hellhöriger machte mich diese Prognose. Wie denn die jüdische Community in New York mit Trump klarkomme, wollte ich wissen (jetzt, als Immobilien-Mogul und später, gegebenenfalls, als Präsident). Carol antwortete gelassen: Er sei gegenüber Juden nie ausfällig geworden, eines seiner Kinder sei zum Judentum konvertiert, alles in allem halte man ihn nicht für den bestmöglichen Kandidaten, aber man könne mit ihm leben. Hunderte Wahlkampfauftritte später haben sich die Juden in den USA eine Meinung gebildet. Die meisten liberalen stehen wieder mal hinter Clinton und nennen Trump unwählbar. Manche konservative jüdische Protagonisten werben für Trump. Sie tun dies auch deshalb, weil der sich als 100-prozentiger Alliierter Israels im Nahen Osten positioniert hat. Angst vor Trump haben aber weder die einen noch die anderen.
Als Deutsche haben wir weniger Grund zur Gelassenheit. Wir haben ein vitales Interesse daran, dass die Militärmacht USA (die Schutzmacht der Demokratien) sich nicht aus unserer Weltgegend zurückzieht. Ohne die USA müssten wir auch noch diese Führungsrolle in Europa übernehmen - und das wollen und können wir nicht! Und dann müssten wir eines Tages machtlos zusehen, wie die Putins und Erdogans den Kontinent scheibchenweise destabilisieren. Leider klingt das, was Trump in Richtung Europa verlauten lässt, meist nach Rückzug und einer Aufkündigung der tragfähigen Lastenverteilung in der Nato. Linke und AfDler mögen darüber jubeln. Mir bereitet es ein mulmiges Gefühl.