Vatikanischer Innenminister erinnert an Gehorsamspflicht

Kurienerzbischof Becciu kritisiert Kardinalsbrief

Veröffentlicht am 18.12.2016 um 17:28 Uhr – Lesedauer: 
Kurienerzbischof Becciu kritisiert Kardinalsbrief
Bild: © KNA
Vatikan

Vatikanstadt ‐ In die Debatte um den Kardinalsbrief an den Papst schalten sich weitere Stimmen ein. Während der vatikanische Innenminister Becciu die "Dubia" kritisiert, äußert ein anderer Kurienkardinal Verständnis.

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Der vatikanische Innenminister Erzbischof Angelo Becciu hat Kritik am Brief der vier Kardinäle geübt, die von Papst Franziskus mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern. Er wolle nicht auf die Polemiken eingehen, sagte er dem Internetportal "Vatican Insider" am Sonntag.

Die Tradition der Kirche habe ihn jedoch gelehrt, dass ein demütiger Mitarbeiter zwar die Pflicht habe, dem Papst aufrichtig seine Meinung zu sagen, solange eine Entscheidung vorbereitet werde. Wenn diese jedoch einmal getroffen sei, müsse er in absolutem Gehorsam folgen, so Becciu. Persönliche Auffassungen müssten hinter der Einheit der Kirche zurückstehen, "so schön diese auch seien". Ungehorsam habe die Kirche ruiniert.

Kardinal Martino: Meinungsäußerungen sind legitim

Unterdessen äußerte der emeritierte Kurienkardinal Renato Raffaele Martino Verständnis für das Anliegen der vier Kardinäle. Es sei "legitim", dem Papst in Fragen der Lehre eine Meinung zu unterbreiten. Ebenso richtig sei es, darauf zu antworten, sagte er dem italienischen Internetportal "La fede quotidiana". Er könne darin "nichts Schlechtes" sehen, so der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Die Aussagen des päpstlichen Schreibens "Amoris laetitia" zu wiederverheirateten Geschiedenen könnten zu "zweifelhaften Interpretationen" führen, auch wenn er die seelsorgerische Sichtweise dahinter durchaus verstehe.

In der Debatte über das päpstliche Schreiben zu Ehe und Familie "Amoris laetitia" vom April dieses Jahres geht es vor allem um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Strittig ist, ob die Betreffenden nun - anders als bisher - in Ausnahmefällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen oder nicht. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die Debatte im November mit der Veröffentlichung eines Briefs von vier Kardinälen. Die Unterzeichner, unter ihnen der frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner und der emeritierte Kurienkardinal Walter Brandmüller, fordern vom Papst mehr Klarheit in dieser Frage. (KNA)

Linktipp: Vatikan: Kritik am Brief der vier Kardinäle

Der Brief der vier Kardinäle stößt in der Vatikanzeitung auf deutliche Kritik. Ein Beitrag im "Osservatore Romano" bezeichnet die "Zweifel" als "eingebildet". Den Autoren wird ein Bußwerk ans Herz gelegt.