Weihnachts-Notfallplan für Augsburg steht
Das Pontifikalamt am ersten Weihnachtsfeiertag mit dem Augsburger Bischof Konrad Zdarsa findet in diesem Jahr um 9:30 Uhr in der Pfarrkirche St. Anton statt. Das teilte die Diözese am Donnerstag auf ihrer Homepage mit. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass in Augsburg am 25. Dezember eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft wird und dafür weite Teile der Innenstadt evakuiert werden müssen. Auch der Augsburger Dom und rund ein Dutzend weitere zentral gelegene Kirchen sind betroffen.
"Besonderes Erlebnis"
Bischof Konrad Zdarsa sagte, er sei froh, dass er trotz der widrigen Umstände nun in der "schönen und großen" St. Antons-Kirche das Pontifikalamt feiern dürfe. "Es wird für uns alle sicher ein besonderes Erlebnis werden, den eigentlichen Feiertag auf diese Weise zu begehen", erklärte er am Donnerstag. Wie das Bistum weiter mitteilte, ist das Pfarrheim von St. Anton am Sonntag für Menschen geöffnet, die persönlich von der Evakuierung betroffen sind. Auch für Verpflegung will die Diözese sorgen. Weitere Gottesdienste finden am Sonntag um 7:30 Uhr und 10:30 Uhr in den Maria-Stern-Schulen statt, wo die Menschen ebenfalls kostenlos Mittagessen können. Im Stadtteil Lechhausen sind die Gläubigen der Pfarreiengemeinschaft St. Pankratius um 9:30 Uhr in den Gottesdienst in St. Elisabeth eingeladen. Auch hier steht das Pfarrheim als Quartier zur Verfügung.
Von der Evakuierung betroffen sind laut Bistum folgende Augsburger Kirchen: Hoher Dom, St. Georg, St. Peter am Perlach, Moritzkirche, St. Max, St. Ulrich und Afra, St. Margareth, St. Markus (Fuggerei), St. Simpert, Unsere Liebe Frau und St. Pankratius. Auch die Klosterkirchen Heilig Kreuz, St. Stephan, Maria Stern und St. Ursula liegen in der sogenannten "Sicherheitszone". Sollte die Entschärfung der Fliegerbombe bis zum späten Nachmittag abgeschlossen sein, soll es in den Innenstadtkirchen jedoch bereits am Sonntagabend wieder die üblichen Gottesdienste geben. Laut den Angaben werden in diesem Fall die Kirchenglocken läuten und dazu einladen.
Von der Räumung sind unter anderen hunderte Bewohner kirchlicher Einrichtungen betroffen. Darunter ist die Klinik Vincentum, mehrere Seniorenheime der Caritas, Wohngruppen des St. Gregor-Jugendhilfe und Unterkünfte für Obdachlose. Auch mehrere Klöster werden evakuiert. Bischof Zdarsa sagte, in diesem Jahr verlaufe für viele Augsburger Weihnachten anders als gewohnt. Er sei mit seinen Gedanken besonders bei den Alten, Kranken und Alleinstehenden und danke schon im Vorfeld den Einsatzkräften. "Es tut gut, sich als Betroffener in diesen Tagen auf die Solidarität der Mitmenschen sowie die Arbeit und das Engagement vieler anderer verlassen zu können", so der Bischof, der während der Bombenentschärfung sein Bischofshaus räumen muss.
Bei Bauarbeiten für eine Tiefgarage war am Mittwochabend in der Augsburger Innenstadt eine Fliegerbombe britischer Bauart entdeckt worden. Mit einem Gesamtgewicht von 3,8 Tonnen handelt es sich um die größte Fliegerbombe, die in der Nachkriegszeit im Stadtgebiet gefunden wurde. Für die Entschärfung soll am ersten Weihnachtsfeiertag bis 10 Uhr eine Schutzzone rund um den Fundort geräumt sein. Rund 54.000 Menschen sind betroffen.
Evakuierung beginnt um 8 Uhr
Die Evakuierung soll um 8 Uhr beginnen und nach Angaben der Stadt Augsburg "mindestens bis in die Nacht andauern". Die Verwaltung fordert alle betroffenen Menschen auf, bis 10 Uhr die Schutzzone zu verlassen und in dieser Zeit bei Familie oder Freunden außerhalb unterzukommen. Ab 8 Uhr werden zudem Notunterkünfte in der Messe, Turnhallen und Schulen und dem Stadion des FC Augsburg bereit stehen.