Wo die Schwäche stark ist
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Die Parolen gegen eine vermeintlich bevorstehende Islamisierung Deutschlands, die sich durch das letzte Jahr ätzten, haben sich inzwischen auf die unflätige Beschimpfung aller verdichtet, die es wagen, solchen Ängsten auch nur ein Argument entgegenzustellen. So erging es zuletzt dem Münsteraner Bischof Felix Genn, der in seiner Silvesterpredigt die Kraft beschworen hatte, welche Christen durch das Wort Gottes zuteil werde. Wofür er auf einem seltsamen Internetportal von Kommentatoren als "Depp", "Idiot", und "grenzdebiler Dummheitsprediger" beschimpft und bedroht sowie die Kirche als "Club der Schwachsinnigen" bezeichnet wurde.
Offenbar fühlen sich diese Kommentatoren als mutige Ritter der Verteidigung des "christlichen Abendlands", wenn sie einen Bischof, der die christliche Botschaft verkündet, mit Latrinenparolen überziehen und das Christentum genauso darstellen, wie es auch ausgekochte Islamisten tun: als Schwachmatenreligion. Die geistige Nähe dieser absurden "Abendlandsverteidiger" zu jenen, vor denen sie sich so fürchten, wird an dieser Facette einmal schön deutlich.
Bischof Genn hat das Konzept des Christentums dagegengesetzt: Wer an Jesus Christus festhält, hat der Angst etwas "Faktisches" entgegenzusetzen. Zwar wird kein Christ behaupten, dass er keine Angst kenne. Insbesondere angesichts des islamistischen Terrors gibt es durchaus Grund, sich Sorgen zu machen. Was aber den Christen unterscheiden sollte: dass er seine Ängste und Sorgen nicht in blinde Panik oder wütende Aggression umsetzt, sondern gerade dann sein Vertrauen ganz auf den wirft, an den er glaubt:
"Wer Gott, dem Allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut." Das sangen die Christen schon zu Zeiten des grausamen 30-jährigen Krieges und als die Pest ganze Stadtbevölkerungen dahinraffte. Und das bezeugen verfolgte Christen bis heute überall auf der Welt. Offenbar mit gutem, festem Grund. Wo die Schwäche stark ist. Wer nichts mit Gott am Hute hat, wird sich davon allerdings weder von einem Betroffenen, noch von einem Bischof oder gar dem Papst überzeugen lassen.