Marx: "Bedrückende Zahlen" beim Priesternachwuchs
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht Katholiken und Protestanten in der Pflicht, im Jahr des Reformationsgedenkens Fortschritte in der Ökumene zu erzielen. "Wir haben die Verpflichtung, ein Zeichen zu setzen", sagte Marx zum Auftakt der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz am Montagnachmittag in Bergisch Gladbach. Die Signale für ein gutes Gedenkjahr seien gesetzt, allerdings könnten "manche Dinge nicht schnell" überwunden werden.
"Beide Seiten müssen sich bewegen"
Zugleich wandte sich Marx gegen den Eindruck, dass sich für ein Vorankommen in der Ökumene nur die katholische Kirche bewegen müsse. "Es muss ein Weg von beiden Seiten aufeinander zu sein. Alles andere wäre kein ökumenischer Weg", sagte der Erzbischof von München und Freising.
Deutliche Kritik übte Marx am jüngsten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Selbsttötung. Das Gericht hatte am vergangenen Donnerstag ein Recht von schwerstkranken Patienten auf einen selbstbestimmten Tod in bestimmten Fällen festgestellt. Durch das Urteil sei eine Grenze überschritten worden, so Marx in Bergisch Gladbach. Es könne nicht sein, dass der Staat Beihilfe zum Suizid leiste. Er äußerte die Hoffnung, dass das Urteil vor dem Bundesverfassungsgericht keinen Bestand haben werde.
Mit Blick auf den bei der Vollversammlung geplanten Studienhalbtag zur Zukunft und Lebensweise des priesterlichen und bischöflichen Dienstes verwies Marx auf die "bedrückenden Zahlen" beim Priesternachwuchs in Deutschland. "Dies ist ein herausforderndes Thema für uns", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Wichtig sei jedoch, die Problematik des Priestermangels nicht nur auf die Frage "Zölibat ja oder nein" zu fokussieren. Es müsse stattdessen auch darum gehen, wie den Priestern, die jetzt im Dienst seien, eine Perspektive für die Zukunft vermittelt werden könne. In diesem Zusammenhang sei auch ein neues Miteinander von Priestern und Laien notwendig.
Beunruhigt zeigte sich Marx über das weltweite Erstarken von Rechtspopulismus und Nationalismus. Er habe ein derartiges Anwachsen solcher Bewegungen nicht erwartet. "Mich beunruhigt sehr, welche Stimmen man hören muss", sagte der Kardinal. Die Kirche habe in dieser Situation die Aufgabe, "auf der Seite der verantwortlichen Freiheit" zu stehen. Mit Blick auf die Mitgliedschaft von Christen in der AfD betonte Marx, es sei nicht Aufgabe der Kirche, alle Mitglieder einer Partei über einen Kamm zu scheren; wichtig sei vielmehr, auf die Inhalte der Parteien zu schauen. So sei es mit dem Christentum beispielsweise unvereinbar, Ausländerfeindlichkeit oder die pauschale Verurteilung einer Religion zu propagieren.
Linktipp: Priester - ein Dienst mit Zukunft?
Der Priesterberuf ist ein Beruf in der Krise. Diese auf den Nachwuchsmangel zu reduzieren, greift zu kurz. Ab heute blicken die Bischöfe bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung auf die veränderten Anforderungen des Priesterberufs.Marx kündigte darüber hinaus an, dass auch der Haushalt des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) Thema der Vollversammlung seien werde. Die Bischöfe hatten 2005 mit Blick auf mögliche sinkende Kirchensteuereinnahmen in der Zukunft beschlossen, den Haushalt des Verbandes, über den unter anderem die überdiözesanen Aufgaben der katholischen Kirche in Deutschland finanziert werden, Schritt für Schritt abzusenken. Dieser Beschluss war zuletzt vermehrt in die Kritik geraten. Unter anderem stießen Pläne auf Kritik, die Zuschüsse für die Friedensbewegung pax christi in Höhe von 60.000 Euro zu streichen oder die Mittel für die Auslandsseelsorge von 4,9 auf 2,5 Millionen Euro zu halbieren.
Bischöfe: Härten vermeiden
Nach der Kritik hatten die Bischöfe Ende Januar beschlossen, an ihrem Sparkurs festzuhalten. Zugleich betonten sie, dass Härten vermieden und Kürzungsbeschlüsse überarbeitet werden sollen. Marx sagte nun, dass mit dem Absenken finanzieller Zuschüsse für einzelne Aktivitäten oder Verbände keine Aussage über deren inhaltliche Bedeutung getroffen werde. Die Absenkung oder Streichung finanzieller Mittel bedeute nicht, dass der entsprechende Zuschussempfänger überflüssig sei.