Papst bekräftigt KZ-Vergleich: "Das war kein Lapsus"
Papst Franziskus hat den umstrittenen Vergleich von Flüchtlingslagern mit Konzentrationslagern bekräftigt. "Das war kein Lapsus linguae. Es gibt Flüchtlingslager, die richtige Konzentrationslager sind", sagte er am Samstag auf dem Rückflug von Kairo nach Rom. Manche seien in Italien, andere anderswo "– in Deutschland nicht". Viele Menschen seien in den Lagern eingesperrt. "Allein der Fakt, eingesperrt zu sein und nichts machen zu können, ist ein Lager", so Franziskus. Einige jüdische Verbände hatten den KZ-Vergleich des Papstes vor etwa einer Woche kritisiert, andere hatten ihn als legitim erklärt.
Franziskus hob hervor, dass Integration in Deutschland gut funktioniere. "Ich habe immer die Fähigkeit zur Integration bewundert. Als ich dort studiert habe, gab es so viele integrierte Türken." Der Pontifex hatte in frühen Jahren für kurze Zeit in Frankfurt am Main studiert.
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Der Besuch im Priesterseminar von Kairo war der letzte Programmpunkt der Ägypten-Reise von Papst Franziskus. Bis dahin verlief alles nach Plan. Doch damit hatte der Papst nicht gerechnet.Papst hält sich aus Politik heraus
Vor den Journalisten betonte der Papst, er spreche stets über Werte und treffe damit keine direkten politischen Aussagen. Das habe er auch in Ägypten getan und somit könne sein Besuch nicht als Unterstützung der Regierung von Präsident al-Sisi verstanden werden. "Ich mische mich nicht ein, ich spreche einfach von Werten. Jeder möge selbst beurteilen, ob eine Regierung oder ein Staat diese Werte vorwärts bringt", zitiert "Radio Vatikan" den Papst.
Gleiches gelte für den derzeit stattfindenden Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich. "Jedes Land ist frei darin, seine Wahl zu treffen, wie es sie für richtig hält, ich kann das nicht beurteilen", heißt es im Bericht weiter. Von den beiden Kandidaten Marine Le Pen und Emmanuel Macron wisse der Papst nur sehr wenig. Zugleich beobachte er ein bedenkliches Auseinanderfallen Europas ob der Flüchtlingskrise. "Aber vergessen wir dabei doch nicht, dass Europa von Migranten gemacht wurde, von Jahrhunderten der Migranten: Das sind wir!"
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Warnung vor Folgen des Nordkorea-Konflikts
Im Nordkorea-Konflikt rief Franziskus zu einer diplomatischen Lösung auf und warnte zugleich vor einer Eskalation der Krise. "Ich rufe immer dazu auf, die Probleme auf diplomatischem Weg zu lösen", sagte er. "Denn ein erweiterter Krieg würde heute (...) einen guten Teil der Menschheit, der Kultur zerstören. Alles, alles. Es wäre schrecklich. Ich glaube, die Menschheit könnte das heute nicht aushalten." Die Vereinten Nationen müssten in der Krise ihre Vermittlungen verstärken. Nordkorea hatte zuletzt mit einem weiteren Raketenstart die Regierung von US-Präsident Donald Trump herausgefordert. Inzwischen hat ein Flottenverband um einen US-Flugzeugträger die Gewässer um die koreanische Halbinsel erreicht.
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Mit über 10.000 Gläubigen hat Papst Franziskus in Kairo die heilige Messe gefeiert. Dabei verurteilte er Gewalt im Namen der Religion. Eine Form des Extremismus sei für Christen jedoch erlaubt.Die Tür für Donald Trump steht offen
Unterdessen zeigte sich der Papst offen für eine Audienz für US-Präsident Donald Trump. "Ich empfange jeden Staatschef, der nach einer Audienz fragt", erklärte er. Allerdings sei er noch nicht von einer Anfrage des Weißen Hauses informiert worden.
Seit Wochen wird über einen Besuch Trumps beim Papst spekuliert. Der US-Präsident ist Ende Mai beim G7-Gipfel in Italien, ein Treffen mit Franziskus könnte um den Termin herum stattfinden. Washington hatte vor kurzem mitgeteilt, sich um einen Besuch beim Pontifex zu bemühen. Der Papst hatte den damaligen US-Präsidentschaftskandidat bei einem Mexiko-Besuch für die Pläne eines Mauerbaus als unchristlich kritisiert.
Papst will Verhandlungen in Venezuela unterstützen
Franziskus äußerte sich bei der etwa dreißigminütigen Pressekonferenz auch zur schweren politischen Krise in Venezuela. Dabei sprach er sich für Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition aus. "Wir müssen alles tun, was wir für Venezuela tun können", sagte Franziskus. Es gebe Bemühungen, einen im vergangenen Jahr vom Vatikan unterstützten und später gescheiterten Dialog wiederaufzunehmen. Es müsse aber klare Bedingungen geben.
Venezuela wird seit Wochen von blutigen Protesten erschüttert. 32 Menschen starben bislang, rund 500 wurden verletzt. Hunderttausende Menschen gingen zuletzt fast täglich auf die Straße, um gegen eine drohende Diktatur zu protestieren. Auslöser war die zeitweise Entmachtung des von der Opposition kontrollierten Parlaments. Das Land mit den größten Ölreserven leidet zudem unter enorm hoher Gewaltkriminalität, einer Hyperinflation und einer schweren Wirtschaftskrise. Inzwischen können kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert werden. Der sozialistische Staatschef Nicolás Maduro verbittet sich jede Kritik aus dem Ausland als Einmischung in innere Angelegenheiten. In der vergangenen Woche leitete er deswegen sogar den Rückzug seines Landes aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ein. (kim/dpa)