"Entscheiden muss jeder Christ selbst"
Massive Differenzen zwischen den Positionen von AfD und katholischer Kirche belegt eine neue wissenschaftliche Vergleichsstudie. Die Initiative dazu kommt von den katholischen Bistümern in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläuterte der Leiter des Katholischen Büros Erfurt, Winfried Weinrich, am Donnerstag die Motive.
Frage: Herr Weinrich, warum haben Sie und die landespolitischen Vertreter der katholischen Kirche in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern diese Studie angeregt?
Weinrich: Wir sind in den vergangenen Monaten aus unseren Gemeinden, Verbänden und Räten immer wieder gefragt worden, wie die AfD zu bewerten ist. Deshalb haben wir das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster und das Münchner Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft gebeten, eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung dazu zu erarbeiten.
Frage: Was soll nun damit geschehen?
Weinrich: Wir verstehen sie als Orientierungs- und Entscheidungshilfe für den Umgang mit der AfD. Sicher steht im Hintergrund auch die Bundestagswahl, es ist aber keine Wahlempfehlung. Welche Schlüsse er daraus zieht, muss jeder mündige Christ selbst entscheiden.
Frage: Inwieweit sorgt die AfD in den Gemeinden für Konflikte?
Weinrich: Die Themen der AfD sind auch unter Christen Diskussionspunkte, zum Beispiel der Umgang mit Flüchtlingen, die Frage des Asylrechts, das Verhalten gegenüber dem Islam etwa mit Blick auf den umstrittenen Moscheebau in Erfurt-Marbach.
Frage: Wie werden Sie die Studie verbreiten?
Weinrich: Wir machen jetzt bekannt, dass die Studie im Internet abrufbar ist. Zudem werden Druckexemplare hergestellt, die wir an katholische Einrichtungen wie etwa Schulen weitergeben. Zuerst erhalten sie die Zusammenfassung der Ergebnisse auf drei Seiten, dann die Langfassung mit rund 100 Seiten.
Frage: Gibt es bereits eine vergleichbare kirchliche Orientierungshilfe?
Weinrich: Mit Blick auf die AfD ist mir nichts bekannt. Eine ähnliche Expertise haben wir jedoch bereits Ende der 90er Jahre für den Umgang mit der Linkspartei erstellt.