Nicht hinter dem twitternden Papst verstecken
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Seit Wochen fieberte eine riesige Fangemeinde darauf hin. Täglich gab es neue Gerüchte zu lesen. Gestern war es endlich soweit: Um 10 Uhr Ortszeit begann im kalifornischen Cupertino die große Show. Und Millionen Menschen auf der ganzen Welt warteten nur auf eins: das neue iPhone.
Der regelmäßig einsetzende Hype um die neue Generation des Apple-Smartphones mag übertrieben erscheinen. Aber es bringt nichts, den Kopf darüber zu schütteln. Selbst dann nicht, wenn man in einer Institution Verantwortung trägt, die 200-mal so alt ist wie das iPhone. Glücklicherweise brüstet sich heute kaum noch jemand in der Kirche damit, "so etwas" nicht zu besitzen oder mit "diesen sozialen Netzwerken" nichts am Hut zu haben. Ganz im Gegenteil: Für viele Menschen in der Kirche ist das Internet nicht nur one more thing, das eben bedient werden muss, sondern sie leisten in der digitalen Welt wertvolle Arbeit.
Dennoch: Zu viele Menschen in der Kirche lehnen sich zurück und verstecken sich hinter einem twitternden Papst, während die Gottesdienstzeiten auf der eigenen Webseite nur mit größter Mühe aufzufinden sind. Von der Kirchengemeinde bis hin zur höchsten Ebene der Kirche in Deutschland – überall müssen die richtigen Fragen gestellt werden: Für wen ist das relevant, was wir hier machen? Wie erreichen wir diese Menschen? Und wie viel Zeit und Geld ist uns das wert? Es muss nicht immer eine Facebook-Seite sein, wenn ein Newsletter vielleicht besser geeignet ist. Das Internet bietet unendlich viele Kommunikationsmöglichkeiten, und für kaum eine kirchliche Gruppe dürfte es die Lösung geben. Daher braucht es neben dem Mut, das "Neuland" intensiver zu betreten, auch gute Beratung, deren Finanzierung die Bistümer sicherstellen müssen.
Der Wirbel um das iPhone ist nichts, worüber man sich mokieren sollte. Ganz im Gegenteil: Er zeigt nur, wie wichtig das Smartphone für viele Menschen geworden ist. Dass das so ist, ist zunächst einmal kein Problem – sondern eine Chance. Auch für die Kirche.