Neue Petersdom-Orgel: Gegner schreiben Kardinal Sarah
Italienische Orgelbauer haben eine Petition gegen die neue Digitalorgel im Petersdom ins Leben gerufen. Diese Orgel "hat unter Musikern, Instrumentenbauern, Musikliebhabern, Kunsthistorikern, nicht zu reden von der italienischen wie europäischen Organisten- und Orgelbauerwelt, unfassbare Bestürzung hervorgerufen", heißt es in dem offenen Brief an den Präfekten der Gottesdienstkongregation, Kardinal Robert Sarah. Die Initiatoren bieten sich an, "mögliche alternative Lösungen zu definieren". Das vom Verband "Associazione Italiana Organari" im Internet veröffentliche Schreiben ist auf den 5. Januar datiert und wurde bereits von rund 8.500 Menschen unterzeichnet.
Die neue Orgel versuche "auf plumpe Art", den Klang eines echten Instrumentes zu nachzuahmen, "was allerdings auf keine Weise gelingt", heißt es in dem Text. Sie sei deshalb gerade in der päpstlichen Basilika St. Peter "auf keinen Fall würdig", sondern vielmehr "ein Zeichen des totalen kulturellen Verfalls der heutigen Zeit". Schon Papst Paul VI. habe 1964 mit Bedauern "über Surrogate, Kitsch sowie billige und wertlose Kunstwerke" in der Kirche gesprochen. Es sei bedauerlich, dass ein halbes Jahrhundert später erneut auf einen solchen Ersatz zurückgegriffen werde, um die hohe Kunst der Kirchenmusik "nachzuäffen".
Pfeifenorgel statt Surrogat
Die neue digitale Orgel im Petersdom erklang erstmals während der Christmette mit Papst Franziskus. Sie soll nach Vatikan-Angaben mit ihrer elektronischen Klangerzeugung den 15.000 Quadratmeter großen Kirchenraum besser ausfüllen als die bisherige Pfeifenorgel. Diese sei eigentlich nur für kleinere Feiern in der Apsis von St. Peter gedacht. Das neue Instrument werde daher künftig vor allem bei großen Gottesdiensten am Hauptaltar unterhalb der Kuppel die herkömmliche Orgel ersetzen.
Die Autoren des offenen Briefes halten es jedoch trotz bestimmter liturgischer Bedürfnisse in der Petersbasilika für "unmöglich zu glauben, dass es keine andere Lösung gäbe, bei der man auch nur teilweise auf eine Pfeifenorgel zugunsten eines Surrogats verzichten müsste". Die gesamte Kulturwelt müsse sensibilisiert werden, um ihr Bedauern "über die Anwesenheit des Surrogats … im bedeutendsten Tempel der Christenheit" allen liturgisch Verantwortlichen der katholischen Kirche deutlich zu machen.
Das Schreiben schließt mit einem Zitat aus der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium des Zweiten Vatikanums: "Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden" (SC 120). Dem müsse gerade im Petersdom Rechnung getragen werden. Die Initiatoren zeigen sich sicher, dass Kardinal Sarah "diesem unserem Apell Gehör schenken wird". Als Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ist Sarah für die liturgische Praxis der gesamten katholischen Kirche verantwortlich. Hausherr der Peterskirche ist hingegen deren Erzpriester, Kardinal Angelo Comastri. (tmg)