Eckhard Nordhofen über Demut in der Fastenzeit

Wenn ich Papst wäre…

Veröffentlicht am 27.02.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Eckhard Nordhofen über Demut in der Fastenzeit

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"Wenn ich Papst wäre…" Mindestens der Gedanke steht nicht nur mir, sondern jedem Katholiken, eigentlich allen Menschen zu. Als Christen sollen wir doch alle Stellvertreter Christi sein. Und Kinder Gottes sind wir ja sowieso – wenn wir nur wollen: "Allen gab er Macht Kinder Gottes zu sein, allen die an seinen Namen glauben", heißt es im Johannesevangelium (Joh 1,12). Und wollen wollte ich schon. Mit JHWH gebe ich mir Mühe. Immer gelingt es nicht, aber da greift die Kölner Erbsündenlehre – auch wenn ich Papst wäre: "Wir sind alle kleine Sünderlein, s`war immer so, s`war immer so," geht ein altes Karnevalslied. Aber Pardon – Karneval ist ja nun vorbei. Bei "Mainz, wie es singt und lacht" konnten wir zum ersten Mal den Mainzer Bischof samt Weihbischof schunkeln sehen! Bravo! Beinahe hatte ich schon vergessen, wie katholisch die Fassenacht eigentlich ist.

Überhaupt, wenn ich Papst wäre, wäre ich für konsequente Inklusion. Alle ins Heidnische abgeglittenen Feste wie Halloween, Weihnachten und Fassenacht würde ich resakralisieren. Und alle würde ich daran erinnern, dass sie "aus Gott geboren" sein können – wenn sie nur wollen. Wer würde sich das entgehen lassen? Der Johannesprolog hat es in sich!

Aber jetzt wird erst einmal gefastet. Im Ernst! Wenn ich Papst wäre, würde ich das Fasten wieder einführen, richtig fasten. Sanktionsfrei natürlich, das heißt freiwillig. Alles, was für Gott geschieht, muss sowieso freiwillig sein. Also weg mit den ganzen Umetikettierungen: "Autofasten", "Fernsehfasten", "Smartphonefasten". Fasten ist fasten. Das Christentum, zumal das katholische, ist eine Religion des Leibes. Religion ist immer auch Körpersache. Weg mit der Häresie der bloßen Innerlichkeit! Dass ich ein paar Pfunde verliere, mag ein Kollateralnutzen sein, Gott meint es ja schließlich gut mit uns. Aber Fasten ist keine Diät. Ein jüdisch-orthodoxer Freund hat mir erklärt, dass er nicht deswegen koscher isst, weil es gesünder ist, sondern weil es Gott befohlen hat. Soviel in aller Demut. Ach ja, solange ich nicht Papst bin, ist es auch leichter, demütig zu sein.

Von Eckhard Nordhofen

Der Autor

Eckhard Nordhofen ist ein deutscher Theologe und Philosoph. Von 2001 bis 2010 war er Leiter des Dezernates Bildung und Kultur im Bistum Limburg. Bis 2014 lehrte er außerdem theologische Ästhetik und Bildtheorie an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

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