Diskutieren mit der AfD. Wo, wenn nicht beim Kirchentag?
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Beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund werden keine Repräsentanten der AfD auftreten. "Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören", sagt Kirchentagspräsident Hans Leyendecker. Ich verstehe natürlich die Absicht, die hinter dieser Entscheidung steckt: Der Kirchentag will Kante zeigen, Position beziehen. Aber das war doch gar nicht nötig: Der Kirchentag hat in seiner Geschichte mehr als deutlich gemacht, dass er sich als Plattform eines weltoffenen, pluralen und demokratischen Landes versteht. Die Ausladung der AfD setzt angesichts dieser großen Tradition eher ein Signal der Resignation: Mit denen kann man ja gar nicht reden.
Es stimmt: AfD-Politiker sind keine angenehmen Gesprächspartner: immun gegen Argumente, verliebt in die eigene Märtyrerrolle, ausgrenzend und beleidigend in ihren Positionen. Und sich dabei noch als die einzig wahren Christen präsentieren. Das muss man nicht gutheißen, dem muss man widersprechen. Wo, wenn nicht bei einem Kirchentag? Ich habe die Veranstaltungen mit AfD-Politikern beim Kirchentag in Berlin und beim Katholikentag in Münster erlebt. Das waren keine Sternstunden der Diskussionskultur, aber starke Gesprächspartner haben die selbsternannten Retter des christlichen Abendlandes als wenig überzeugende Phrasendrescher entlarvt. Es gibt in den Kirchen Sympathien für die Positionen der AfD. Auch deshalb muss sich ein Kirchentag mit dieser Partei auseinandersetzen. Und da man nicht nur über jemanden sprechen kann, muss man mit denen reden, auch wenn es weh tut.