Ein "Nihil obstat" hilft immer!
Die Kirche, das hören wir in diesen Tagen oft, soll näher bei den Menschen sein. Auf die junge Leute zugehen, den Frauen mehr Mitsprache gewähren, Bibeltexte zeitgemäß auslegen. Doch das ist ein sehr schwieriger Prozess, dessen einzelne Schritte wohl bedacht sein müssen. Auf der Jugendsynode entscheiden nicht mehr ganz so junge Bischöfe, Ordensfrauen warten, dass die Männer ihnen – möglicherweise noch vor dem Sankt-Nimmerleins-Tag – ein Stimmrecht auf derartigen Zusammenkünften einräumen und Kurienkardinal Robert Sarah warnt davor, die Lehre der Kirche zu verwässern.
Darum hier einige praktische Vorschläge für kirchliches Handeln in der heutigen Zeit. In Zügen der Deutschen Bahn klemmen immer mehr Türen, manche sind gar unbenutzbar. Könnte hier der Vatikan nicht Zugangshindernisse mit einem kraftvollen "Nihil obstat" ("nichts steht entgegen") beseitigen?
Die deutsche Fußballnationalmannschaft hat derzeit arge Probleme. Es klemmt, schlimmer noch als bei den Türen der Deutschen Bahn. Ließe sich nicht auf die Schnelle ein Schusspatron installieren, der Jogis Mannen unter Bundesadelers Fittichen sicher führet? Als Wunder anerkennen könnte man für den noch nicht nominierten Santo subito vielleicht schon einen Sieg im nächsten Spiel Mitte November gegen die Niederlande.
Das vergangene Wochenende hat gezeigt, dass die Heiligung der Kirche gute Fortschritte macht. Der salvadorianische Erzbischof Oscar Romero, die Ordensgründerin Katharina Kasper, dazu Papst Paul VI., zwei italienische Priester, eine aus Spanien stammende Ordensfrau und ein 19-jähriger Süditaliener. Wenn das mal keine Ausbeute für einen einzigen Sonntag ist!
Doch wo Heiligkeit ist, ist Scheinheiligkeit nicht weit. Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst fand nach der feierlichen Zeremonie mahnende Worte: Deutschland brauche "das gelebte Zeugnis von Heiligen und Seligen, die nicht kleinbeigeben, wo andere aufgeben". So ist es würdig und recht - gerade angesichts der vielen falschen Propheten in Politik und Gesellschaft.
Die AfD installiert Internet-Plattformen, auf denen Schüler melden sollen, wenn sich Lehrer kritisch über die Partei äußern. Nicht nur die Schulstiftung des Erzbistums Freiburg hält solche Initiativen für bedenklich. Wenn es um Klicks und "Traffic" geht, dann wäre vielleicht eine Meldestelle für fremdenfeindliche und rechtsextreme Äußerungen von AfD-Vertretern deutlich ergiebiger.
Aber eher wird wohl der Jesuit Ansgar Wucherpfennig Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen bleiben. Er muss um sein Amt bangen, weil er sich kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen geäußert hatte. "Mein Eindruck ist, dass das tiefsitzende, zum Teil missverständlich formulierte Stellen in der Bibel sind."
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf warb nun für eine "wissenschaftlich verantwortete Bibelauslegung". Sonst „müssten wir aktuell Ehebrecher, Gotteslästerer, Wahrsager, ungehorsame Söhne und Töchter und Menschen, die am Sabbat ihr Auto waschen, steinigen". Dem ist einstweilen nichts mehr hinzuzufügen.