Die Synode ist eine Revolution anderer Art
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Die Jugendsynode ist zu Ende. Das mit einiger Spannung erwartete Schlussdokument liegt vor und offenbart auf den ersten Blick nicht viel Revolutionäres: Es handelt von den Prägungen der digitalen Welt, von der weltweiten Migration, dem Unverständnis vieler Jugendlicher für die Moralehre ihrer Kirche. Das Fehlen des Begriffs "LGBT" enttäuscht die einen und erfreut die anderen. Dass es die "Begleitung anderer" brauche, um die eigene Berufung zu finden und leben zu können, ist auch kein ganz neuer Gedanke. Dass die Beteiligung von Frauen auch in Leitungspositionen "eine Frage der Gerechtigkeit" sei, bleibt letztlich ebenso fließend wie der ganze Rest: Man müsse das Abschlussdokument im Kontext und zusammen mit dem "instrumentum laboris" lesen, hieß es auf allen Pressekonferenzen – und es sei nur ein Punkt auf einem prozesshaften Weg, der in die Zukunft weise. Eine Synode, so der Papst, sei schließlich kein Parlament, sondern ein "geschützter Raum", in dem der Heilige Geist wirken könne. Die Kraft der Synode liege nicht in einem Dokument, sondern sie solle in den Herzen fortwirken.
Eine dieser Wirkungen konnte man an den begeisterten Äußerungen vieler Bischöfe über die Jugendlichen erkennen, von denen die Synode handelte: Die "Frische der Jugend", ihr Temperament und ihre Freude wurden in den höchsten Tönen gewürdigt: Die Jugendlichen hätten sie vieles gelehrt und ihnen kostbare Impulse vermittelt. Hier ist, so meine ich, die eigentliche Revolution dieser Synode verborgen: Die sicht- und erlebbare Wandlung des Kirchenbildes von einer lehrenden zu einer hörenden, von einer hierarchischen zu einer synodalen Kirche. Noch bei der Familiensynode war nur eine Handvoll Ehepaare als Berater geladen. Bei dieser Jugendsynode gab es nicht nur jugendliche Berater, sondern es saß eine große Zahl von Jugendlichen auf den Rängen, welche die Statements der Vortragenden mit begeistertem Applaus oder lähmender Stille begleiteten – je nachdem, wie ein Text bei ihnen ankam. Es gab viel Gelegenheit zum Austausch zwischen Bischöfen und Jugendlichen, ob in den Synodenpausen oder bei Wein und Antipasti am abendlichen Küchentisch.
Hier wird das Verständnis von der Kirche als "Volk Gottes", welches das Zweite Vatikanische Konzil hervorgehoben hat, ganz plastisch. Zu diesem gehören alle Getauften, ob sie nun ein Amt tragen oder nicht. Das bedeutet, dass ein aufeinander Hören Voraussetzung der Kommunikation in der Kirche ist. Die Rede von der Jugend als "Zukunft der Kirche" ist in diesem Bild ebenso schräg, wie es die von den Alten als "Vergangenheit der Kirche" wäre: Alle gehören hier und jetzt zum einen Volk Gottes. Unter diesem Aspekt wird eine Synode zur "Gemeinschaft der Reisenden" auf einem gemeinsamen Weg, auf dem Alte und Junge, Kleriker und Laien, Frauen und Männer miteinander unterwegs sind.
Was das Volk Gottes zu sagen hat, ist jedoch immer an der Lehre, das heißt, am Evangelium zu messen. Die Träger des Lehramtes bleiben die entscheidende Instanz, die diese Unterscheidung leisten und leiten und gegebenenfalls auch einmal sagen müssen: "Wir haben das jetzt gehört, aber mit dem Evangelium der Kirche passt das leider gar nicht zusammen." Ob sich die Ängste mancher vor einer "Anglikanisierung" der katholischen Kirche durch wachsende Synodalität erfüllen oder nicht, hängt daher weiterhin von den Trägern des Lehramts ab.