Vorsitzender Thomas Andonie über die Ergebnisse des Bischofstreffens

BDKJ: Bei vielen Themen war die Synode erst der Anfang

Veröffentlicht am 28.10.2018 um 18:15 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Kurz nach der Synode zieht der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) eine erste Bilanz. Der Vorsitzende Thomas Andonie ist zwar insgesamt zufrieden. Bei einigen Themen wie dem Umgang mit Homosexuellen hätte er sich aber mehr Mut gewünscht. Entscheidend ist für ihn jetzt, was die Weltkirche aus den Ergebnissen macht.

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Habemus Documentum! Es war nahezu greifbar, wie die Anspannung in der Synodenhalle nach der Abstimmung abfiel. Gelöst, erschöpft, aber zufrieden haben wir Samstag Abend den Abschluss der Synode gefeiert. Wir feierten nicht, weil die Synode nun vorbei ist – sondern weil ein Grundstein für die Weiterarbeit gelegt wurde.

Von Skepsis bis Hochstimmung

Hinter mir liegen vier intensive wie aufregende Wochen – vier Wochen Jugendsynode: ein Wechselbad der Gefühle, von großer Skepsis bis hin zu Hochstimmung. Ich durfte die Anliegen junger Menschen in der Synodenaula vor der Weltkirche einbringen und für eine Veränderung der Kirche eintreten, damit diese ihrem Auftrag besser gerecht werden kann. Dass ich dazu die Möglichkeit hatte, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.

Papst Franziskus und Thomas Andonie geben einenander die Hand.
Bild: ©Vatican Media

Papst Franziskus und Thomas Andonie geben einander die Hand.

In den vergangenen Wochen ist für mich deutlich geworden, was eine Synode leisten kann – und was nicht. Die Bischöfe aus aller Welt kamen zusammen, um Grundsätzliches zu besprechen – das hat sie getan. Mit dem Schlussdokument bin ich zufrieden! Die Bischöfe haben zugehört und die Anliegen junger Menschen ernst genommen.

Ich merke aber: Die Arbeit fängt jetzt erst an. Es liegt eine bedeutende Zeit vor uns, die Anliegen der Synode müssen in Deutschland umgesetzt werden. Die Synode hat dafür das Fundament gelegt. Darauf müssen wir jetzt "auf allen Ebenen von Kirche" aufbauen: in den Pfarreien, in den Dekanaten, in den Diözesen und auch auf Landes- und Bundesebene.

Als Vertreter der jungen Menschen aus Deutschland habe ich in meinem "Intervento", dem Wortbeitrag in der Versammlung, vier bedeutende Themen angesprochen: die sexualisierte Gewalt, die Rolle der Frau in der Kirche, die Sexualmoral und die Begleitung. Bei allen vier Themen sind wir vorangekommen – beim einen mehr, beim anderen weniger.

Zu sexualisierter Gewalt sagt das Abschlussdokument, dass diese an der Wurzel entfernt werden muss – das ist deutlich. Aber den vielen Worten müssen jetzt Taten folgen! Welche Strukturen begünstigen sexualisierte Gewalt? Die MHG-Studie hat bereits Ansätze geliefert, daran müssen die Verantwortlichen in Kirche nun weiterarbeiten.

Manchen Bischöfen fällt es schwer, Menschen zu akzeptieren wie sie sind

Zur Rolle der Frau heißt es, dass Frauen auf allen Ebenen der Kirche präsent sein müssen, auch in Leitungsfunktionen. Das ist eine wichtige Feststellung – endlich! Bei uns im BDKJ klappt das schon seit Jahrzehnten sehr gut und wir müssen uns jetzt für Deutschland überlegen, wie das konkret aussehen kann und welche Ziele vereinbart werden. Es ist ein Anliegen vieler junger Menschen – von Frauen wie von Männern!

Im Hinblick auf die Frage des Umgangs der Kirche mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften stelle ich fest, dass es vielen Bischöfen offensichtlich noch immer sehr schwer fällt, Menschen so zu akzeptieren, wie sie leben und sind. In der Bewertung dieser Frage stelle ich aber auch eine große Spannung unter den Bischöfen fest. Ich hätte mir an dieser Stelle aber mehr Mut und vor allem mehr Vertrauen in die jungen Menschen gewünscht.

Was aber im Dokument deutlich wird: Junge Menschen sind selbst Expert*innen ihrer Glaubens- und Lebenswelt. In den Jugendverbänden ist das schon lange gelebte Praxis. Besonders gefreut habe ich mich, dass das Thema der Begleitung junger Menschen auf der Synode breiten Raum eingenommen hat. Das bewährte Prinzip "Jugend leitet Jugend" ist im Abschlussdokument auch weltkirchlich anerkannt: Junge Menschen begleiten sich untereinander! Dies ist ein großer Mehrwert der Synode.

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Es braucht aber neben der Begleitung junger Menschen untereinander auch einen guten und verlässlichen Rahmen, die Unterstützung von pastoralen Begleiter*innen. Auch da gibt es ein starkes Bekenntnis der Synode. Im Nachgang der Jugendsynode müssen wir weiter intensiv darüber nachdenken, wie neue Wege und Bedingungen für pastorale Berufe aussehen können. Unsere BDKJ-Hauptversammlung hat mit dem Beschluss "Kirche bewirbt sich" dazu bereits einen Vorschlag gemacht.

Neben den vielen Besprechungen und Diskussionen in der Synode haben mir vor allem die Gespräche am Küchentisch in unserer BDKJ-Wohngemeinschaft viel Freude bereitet. Zu Gast hatten wir dort unter anderem Jugendbischof Stefan Oster SDB, Frère Alois, Prior von Taizé, und Pater Clemens Blattert SJ. Gemeinsam kamen wir bei Antipasti über Themen der Synode und andere Fragen, die uns bewegten, ins Gespräch. Diese Abende waren eine unendlich wertvolle Zeit für mich!

Koffer packen und ab in den Flieger

Nach vier Wochen Rom heißt es für mich jetzt: Koffer packen und dann ab in den Flieger. Die Arbeit auf weltkirchlicher Ebene bei der Jugendsynode ist für uns nun getan – jetzt geht sie in Deutschland aber erst so richtig los. Wir als BDKJ, als Vertreter von 660.000 Kindern und Jugendliche in 17 Jugendverbänden, werden uns weiter einbringen. Bei uns sind junge Menschen unterschiedlicher Prägung und Ausrichtung in Gemeinschaft unterwegs. Mit Beteiligung junger Menschen machen wir durchgehend gute Erfahrungen – es ist Zeit, die partizipativen Elemente auch auf anderen Ebenen der Kirche in Deutschland weiter zu stärken.

Von Thomas Andonie