Lehren nicht durch Zuhören ersetzen
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Die Bischöfe haben in einem gruppendynamischen Lernprozess das Zuhören für sich entdeckt. Die Oberhirten, die in Rom mehr als drei Wochen lang zur Jugendsynode versammelt waren, geraten regelrecht ins Schwärmen. Gegen zuhören ist natürlich nichts zu sagen. Im Gegenteil: Nichts ist unerträglicher als Menschen, hohe Kleriker eingeschlossen, die stets nur Sender, nie aber Empfänger sind. Durch das Zuhören lernt man viel über die Frage, wie der Glaube zu verkünden ist, damit er den Adressaten besser erreicht, weil man mehr über den Adressaten erfährt. Die Bischöfe dürfen über das Hören aber das Lehren nicht vergessen.
Das offene, interessierte Gespräch mit Jugendlichen oder wem auch immer ist wichtig, es wird die Weisung aber nicht ersetzen können. Denn die Bischöfe sind von Christus bestellte amtliche Lehrer des Glaubens. Mit und unter dem Papst lehren und verkünden sie, was katholisch ist. Das Lehramt auszuüben ist ihre vornehmste Pflicht. Kurz: Das Hören lässt sie bessere Lehrer werden, entbindet sie aber nicht davon.
Das neue Lob des Zuhörens darf vor allem kein Codewort für das in deutschen reformkatholischen Kreisen beliebte Modell der "Lebenswirklichkeit" als Quelle theologischer Erkenntnis, ja gar der Offenbarung selbst sein. Die Anhänger dieser Idee, mit der sich nun wirklich alles rechtfertigen lässt, sollten sie lieber für sich behalten und die Weltkirche verschonen. Das der Kirche anvertraute und von den Bischöfen ausgelegte Evangelium ist das kritische Maß der Lebenswirklichkeit, nicht umgekehrt.
Natürlich, die Lebenswirklichkeit der Menschen gilt es im Blick zu haben. Man muss sie analysieren und zu verstehen suchen. Die Lebenswirklichkeit an sich hat aber keine theologische Valenz. Menschen leben, wie sie leben. Daraus folgt für das Lehramt vieles hinsichtlich der Art und Weise der Verkündigung, für die Inhalte des Glaubens und der Moral aber schlicht: nichts.