Warum zwei kleine Münzen mehr wert sind als großer Reichtum
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Impuls von Schwester M. Salome Zeman
Bei manch einer Diskussion sage ich, wenn ich nicht allzu direkt und fordernd klingen will, am Ende eines Redebeitrags: "Naja, das ist jetzt halt meins." Jedes Mal fällt mir dabei auf, dass dieser Satz irgendwie komisch klingt, weil er im Deutschen nicht ganz funktioniert. Was ich eigentlich sagen will, ist das Englische "That’s just my two cents." - "My two cents", meine zwei Cent, das steht im Englischen dafür, dass man weiß, dass die eigene Meinung vielleicht nicht der Meinung der Anderen entspricht, und dass man sie auch niemandem überstülpen will, aber es eben doch wichtig ist, dass man sie ausgesprochen hat.
Im heutigen Evangelium geht es um die zwei kleinen Münzen, die die arme Witwe in den Opferkasten legt, und die für Jesus mehr wert sind als die Reichtümer der Schriftgelehrten. Mir hilft der englische Ausdruck "my two cents", um zu entdecken, was dieser Bibeltext mir und meinem Leben heute sagen kann.
"That’s just my two cents" schließt ein, dass ich weiß, dass meine Meinung vielleicht nicht der Meinung der Mehrheit entspricht, und anderen möglicherweise nichts wert ist. "My two cents" ist auch ein Ausdruck dessen, dass ich weiß, dass es trotzdem wichtig sein kann, dass ich genau diese meine unwichtige Meinung sage, denn vielleicht kommt durch sie jemand anderes ins Nachdenken, oder sie versteckt die Lösung für ein Problem, das bisher unlösbar erschien. "My two cents" kann aber auch kämpferisch sein und sagen, dass ich auf mein Recht bestehe, meine Meinung zu sagen, selbst, wenn sie niemand hören will.
Die arme Witwe ist sich vermutlich darüber im Klaren, dass ihre zwei kleinen Münzen kaum Bedeutung haben gegenüber dem vielen Geld, das andere spenden. Diese zwei kleinen Münzen werden wohl nicht die Welt retten. Und trotzdem geht sie hin und verschenkt sie, vielleicht, weil sie ahnt, dass sie dennoch wichtig sein können, auch, wenn sie nebensächlich und unbeachtet erscheinen.
Für Jesus liegt die Bedeutung des Opfers der armen Witwe nicht darin, dass es genau zwei kleine Münzen waren, sondern dass sie alles gegeben hat. Sie hat nur ihre "two cents" gegeben, aber das ist es, was für Jesus wichtig ist: dass sie alles gibt. Jesus will nicht den Überfluss, das, was eh schon zu viel und unnötig ist, sondern er will genau das, was wir haben, er will uns selbst. Er will unsere Meinung, unsere Liebe, was wir können und haben, alles, was wir sind. Und es ist ihm egal, ob "my two cents" viel oder wenig im Vergleich zu den "two cents" meiner Mitmenschen sind, solange sie nur genau das sind, was ich zu geben habe, solange sie mein Leben bedeuten.
That’s just my two cents.
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 12,38-44)
In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben.
Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.
Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel.
Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.
Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.