"March for Life": Trump stellt sich hinter Lebensschutzbewegung

"Jedes Kind ist ein heiliges Geschenk Gottes"

Veröffentlicht am 19.01.2019 um 11:30 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Mehrere Zehntausend Menschen haben beim "March for Life" in Washington für den Schutz ungeborener Kinder demonstriert. Per Videobotschaft erklärte US-Präsident Donald Trump, er werde jedes Gesetz blockieren, das "den Schutz des menschlichen Lebens schwächt".

  • Teilen:

Plötzlich standen Mike Pence und Ehefrau Karen auf der Bühne. Unter tosendem Beifall der Lebensschützer bekräftigte der US-Vizepräsent sein Bestreben, die Zahl der Abtreibungen weiter zu reduzieren. "Hört auf die Wahrheit", rief Pence den zehntausenden Demonstranten zu, die trotz Minus-Graden am Freitag in der Hauptstadt Washington beim 46. "March for Life" auf die Straßen gegangen waren. In Anspielung an die Worte des biblischen Propheten Jeremia fügte Pence hinzu: "Bevor ich Dich im Mutterleib geformt habe, kannte ich Dich. Ich werde Dich nicht aufgeben."

Dann machte er die Bühne frei für seinen Chef, der per Videobotschaft auf der Leinwand erschien. "Jedes Kind ist ein heiliges Geschenk Gottes", so US-Präsident Donald Trump. "Wenn wir in die Augen eines neugeborenen Kindes sehen, erkennen wir die Schönheit und die menschliche Seele und die Herrlichkeit von Gottes Schöpfung." Er werde, so Trump, gegen jede Gesetzgebung ein Veto einlegen, die "den Schutz des menschlichen Lebens schwächt".

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Seit der Oberste Gerichtshof der USA 1973 so gut wie alle Restriktionen für Schwangerschaftsabbrüche aufhob, marschieren die Anhänger der Lebensschutzbewegung rund um den Jahrestag von der National Mall, der Nationalpromenade in Washington, zu den Stufen des Supreme Courts. Die Veranstaltung mit zuletzt regelmäßig bis zu 250.000 Teilnehmern, darunter viele junge Menschen, gilt als die weltweit größte Protestveranstaltung gegen Abtreibung.

Die Regierung weiß die katholische Kirche hinter sich

Im vergangenen Jahr hatte sich Trump als erster amtierender Präsident direkt und live an die Teilnehmer des "March for Life" gewandt. Auch sein Vize Mike Pence gehörte da schon zu den Rednern. Beide Politiker wissen bei dem Thema führende Vertreter der katholischen Kirche hinter sich. Es sei "absurd", dass der Oberste Gerichtshof den Standpunkt vertrete, die Verfassung enthalte ein Recht auf Abtreibung, hatte der Erzbischof von Kansas City, Joseph Naumann, am Vorabend der ursprünglich von Katholiken dominierten Demonstration gesagt, der sich in den vergangenen Jahren immer mehr Mitglieder anderer Kirchen anschlossen.

Naumann, der innerhalb der Bischofskonferenz für Lebensschutz zuständig ist, äußerte die Hoffnung, die jüngsten Neubesetzungen am Gericht würden zu einer Überprüfung und Anerkennung des von den Abtreibungsgegnern heftig kritisierten Grundsatzurteils Roe v. Wade führen. Laut einer unmittelbar vor dem diesjährigen "March for Life" veröffentlichten Umfragen der katholischen Laienorganisation "Knights of Columbus" wären drei Viertel der erwachsenen US-Amerikaner mit strengeren Abtreibungsgesetzen einverstanden.

Breite Mehrheit der US-Bürger für striktere Maßnahmen

Demnach wollen 27 Prozent der Erwachsenen, dass Schwangerschaftsabbrüche nur in den ersten drei Monaten straffrei möglich sein sollen; 28 Prozent sind der Meinung, Abtreibungen sollten nur in Fällen von Vergewaltigung, Inzest oder bei Lebensgefahr der Mutter durchgeführt werden. Rund zehn Prozent akzeptieren der Umfrage zufolge Schwangerschaftsabbrüche ausschließlich bei Lebensgefahr der Mutter, weitere zehn Prozent tolerieren keinerlei Abtreibungen.

Solange der Oberste Gerichtshof sich nicht erneut mit der Grundsatzentscheidung Roe v. Wade befasst, wird die Lebensschutzbewegung wohl weiter auf die Straße gehen. Die Präsidentin der Kampagne, Jeanne Monahan Mancini, hatte im Vorfeld betont:  "Das Recht auf Leben ist ein überparteiliches Thema, und unabhängig von der Politik sollten wir uns alle zusammenschließen und gegen Abtreibung, den größten Menschenrechtsverstoß unserer Zeit, kämpfen."

Von Bernd Tenhage (KNA)