Standpunkt

Der ZdK-Umzug von Bonn nach Berlin: "Umparken im Kopf"

Veröffentlicht am 13.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Der Umzug des ZdK von Bonn nach Berlin ist beschlossene Sache. Das Laienkomitee verspricht sich davon einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft. Doch damit das auch gelingt, muss ein "Umparken im Kopf" stattfinden, kommentiert Thomas Arnold.

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123 Stimmen waren ein deutliches Zeichen: Die Katholiken in Deutschland wollen ab 2022 von Berlin aus Kirche und Gesellschaft in diesem Land gestalten. Damit folgten die Delegierten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Wochenende der Empfehlung von Präsidium und Hauptausschuss, das Generalsekretariat komplett vom Rhein an die Spree zu verlegen.

Ein mutiger, aber längst überfälliger Schritt. Jeder der am Entschluss Beteiligten wird spüren, wie sehr der rheinische Katholizismus mit seinen nach 1945 ausgebildeten Strukturen das Denken dieser Kirche geprägt hat. Zugleich zeigt der Alltag aber, dass Berlin inzwischen zum gesellschaftlichen Rom dieser Republik geworden ist. Es ist das Bekenntnis einer Kirche, nicht im Schneckenhaus der eigenen Probleme zu verharren, sondern weiter den Anspruch zu erheben, auch diese Gesellschaft in ihrer Entwicklung zu begleiten. Es bleibt zu hoffen, dass es angesichts der bereits allerorts spürbaren, erwartbar exponentiellen Dynamik des Relevanzverlusts kein Hilfeschrei ist, doch auch künftig noch etwas bedeuten zu wollen.

Die Mehrheit der Befürworter hegt wohl insgeheim den Wunsch, dass mit dem Umzug das ZdK, also die Katholiken in Deutschland, eine neue Wirkmächtigkeit entfalten. Dies wird nur gelingen, wenn der Umzug zum "Umparken im Kopf" führt, wie vor wenigen Jahren eine bekannte deutsche Automarke warb. Es geht nicht mehr darum, die Opposition der Bischöfe zu sein, sondern sich als Vertretung der Katholiken in Deutschland zu verstehen – einerseits, um Bischöfen und kirchlichen Verwaltungen die Tür des Elfenbeinturms zu öffnen und den Wind der Welt durch die Treppenhäuser fegen zu lassen. Andererseits aber, um im oftmals sauerstoffarmen Berlin die Luft anzureichern und das Leben dieser Republik lebenswert zu machen. Umparken wird auch für das ZdK heißen: Liebgewonnenes aufgeben und neue Wege suchen, um hör- und sichtbar zu werden. Der Umzug ist dafür nur der erste Schritt. Im zweiten muss wahrscheinlich alles andere auf den Prüfstand. Die gesamte Kirche in diesem Land darf lernen, zu einer Hörenden zu werden.

Die nächsten Katholikentage, neue Positionspapiere und die Rolle beim "synodalen Weg" werden zeigen, ob der Umzug auch im Kopf zum Umparken geführt hat. Die Chance ist seit diesem Wochenende da.

Von Thomas Arnold

Der Autor

Thomas Arnold ist Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.