Der Vatikan spielt in China ein gefährliches Spiel
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In Hongkong gehen Millionen Menschen auf die Straße, um für Demokratie und Rechtstaatlichkeit zu demonstrieren. Es sind beeindruckende Bilder, die in diesen Tagen zu sehen sind. Die Demonstranten lassen sich dabei bislang von den teils brachialen Einschüchterungsversuchen der fernen Pekinger Zentrale nicht beeindrucken. Mit "eiserner Faust" werde die als terroristisch verunglimpfte Bewegung notfalls niedergeschlagen, heißt es auf Seiten der kommunistischen Herrscher. Viele Christen demonstrieren mit im Viktoria Park, denn gerade die Religionsfreiheit wäre in der einstigen britischen Kronkolonie bedroht, würde Peking seinen Einfluss auf Hongkong ausweiten.
Die inoffizielle Hymne der Demokratiebewegung ist ausgerechnet ein christliches Lied. "Sing Hallelujah to the Lord" ertönt seit Wochen immer wieder bei den Kundgebungen in Hongkong. Dabei stimmen viele auch nicht-religiöse Menschen das Lied mit an. Denn die Religionsfreiheit schütze auch die Demonstranten, wie Edwin Chang, Vorsitzender einer katholischen Studentenorganisation, kürzlich dem Deutschlandfunk erklärte. Denn religiöse Veranstaltungen dürfen von der Polizei nicht aufgelöst werden.
Die Vorgänge erinnern an die Montagsdemos, die vor 30 Jahren in der DDR den Fall der Mauer und das Ende der SED-Diktatur eingeläutet haben. Auch damals boten Kirchen Schutz, auch damals war unter dem Motto "Kerzen und Gebete" eine christliche Motivation Teil der Protestbewegung. In diesem Sinne müssen die Kirchen auch heute an der Seite der Demonstranten stehen.
Der Vatikan sollte angesichts der brisanten Hongkonger Lage seine derzeitige China-Politik dringend überdenken. Im Juni hatte Rom Leitlinien veröffentlicht, die Klerikern in China empfiehlt, sich staatlich registrieren zu lassen. Das Entgegenkommen dem kommunistischen Regime gegenüber scheint ein gefährliches Spiel. Wie soll man einer Herrschaft vertrauen, die sich doch immer wieder offen gegen Religionsfreiheit stellt und Menschen wegen ihres Glaubens unterdrückt? Erinnern wir uns: Das war vor 30 Jahren nicht anders.