Die wahren Feinde von Papst Franziskus
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Papst Franziskus hat am Sonntag appelliert, die Urwaldbrände in Amazonien "mit dem Einsatz aller" bitte bald zu löschen. Aus Brasilien schallte neben Dank auch Wut zurück. Unter der facebook-Meldung unserer brasilianischen Redaktion bei "Vatican News" beschimpften Leute den Papst als weltlich, häretisch, links und ideologiegetrieben. Das ist inzwischen bei vielen ihrer Meldungen so, sagen die brasilianischen Kollegen. Die englischsprachigen berichten Ähnliches. Und nicht wenige Blogs und andere Interessensgruppen in den sozialen Medien unterfüttern die vernichtenden Kommentare zwar mit besser formulierten, doch ebenso vernichtend gemeinten Texten. Die Abwertung des Papstes spricht aus jeder ihrer Zeilen.
Ich meine, dass man Päpste kritisieren darf, sofern das fair geschieht. Aber warum wirkt die gehässige Kritik am Papst, diesem Papst, so laut? Zum einen hat es, glaube ich, damit zu tun, dass wir an unseren neuen medialen Möglichkeiten noch zu wachsen haben. Zum anderen stehen hinter einer so massiv aufgetürmten Papstkritik nicht immer selbstlose Interessen. Ein kluger, geistlich orientierter Bischof sagte mir unlängst, seiner Einschätzung nach kämen die heftigsten Äußerungen gegen Franziskus aus dem unsichtbaren Dunstkreis der globalen Finanzwelt und der Großkonzerne. Von den Reichen also, nicht von den Frommen. Stichwort Amazonien?
Die zeitgenössische mediale Öffentlichkeit wirkt verzerrend. Klar, das galt auch für herkömmliche Medien. Aber wir sollten nicht so naiv sein zu glauben, dass, weil im Web alle zu Wort kommen können, dort ein auch nur halbswegs realistisches Bild der Meinungslage entstünde. Milliarden von Armen, die der Papst verteidigt, sind nicht auf Twitter. Nur die Hälfte der Menschheit hat Internetzugang. Hätte die andere Hälfte selbst, und nicht nur dank internationaler Organisationen, NGOs und Kirchen, Teil am öffentlichen Diskurs in den socials, wäre unsere Wahrnehmung über Papstkritik und -unterstützung genau andersherum. Würde die indische Kleinbäuerin facebooken, oder das Straßenkind in Kenia, der Flüchtling in Bangladesch, die Indigene im brennenden Regenwald, sie würden Papst Franziskus uneingeschränkt recht geben, wenn er Solidarität und einen neuen Lebensstil der Reichen einfordert. Lassen wir uns nicht irritieren.