Kritik an Vorbereitung des "synodalen Wegs"

Voderholzer warnt vor Abrutschen in den "Straßengraben der Spaltung"

Veröffentlicht am 15.09.2019 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ "Ich kritisiere die konkrete Gestaltung, nicht den Weg als solchen": Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer hat sich in der Debatte um den "synodalen Weg" zu Wort gemeldet und Kritik an der bisherigen Vorbereitung des Prozesses geäußert.

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Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat Kritik an der bisherigen Vorbereitung des "synodalen Wegs" der katholischen Kirche in Deutschland geäußert, sich zugleich jedoch zu dem geplanten Prozess bekannt. "Ich kritisiere die konkrete Gestaltung, nicht den Weg als solchen", sagte Voderholzer laut einer Erklärung seines Bistums am Samstag in Regensburg.

Papst Franziskus habe die Katholiken in Deutschland in seinem Schreiben "An das pilgernde Volk in Deutschland" von Ende Juni ausdrücklich zu dem "synodalen Weg" ermutigt. Er habe jedoch "sehr deutlich auch die Leitplanken aufgerichtet, die einem solchen 'synodalen Weg' die Richtung geben und ihn davor bewahren, in den Straßengraben der Spaltung abzurutschen: Primat der Neuevangelisierung, Beachtung des 'sensus ecclesiae', Rücksicht auf die Einheit mit der Weltkirche", so Voderholzer.

Warnung vor Aufgabe des katholischen Profils

Der Bischof betonte, dass auch er durchaus die Notwendigkeit von Reformen und eines Neuaufbruchs im Glauben sehe: "Der Neuausrichtung auf Christus – und das ist der einzige Sinn von 'Reform' in biblischer Perspektive – bedarf es immer." Aber was im Vorfeld des "synodalen Wegs" "auch mit großer theologischer Gelehrsamkeit bemäntelt" als Reform vorgeschlagen werde, sei bei genauerer Betrachtung "die Aufgabe des katholischen Profils und die Preisgabe wichtiger Elemente".

Kardinal Marc Ouellet.
Bild: ©KNA

Kardinal Marc Ouellet, der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, hat in einem Brief kirchenrechtliche Bedenken gegenüber dem "synodalen Weg" geäußert.

Voderholzer sagte weiter, dass er gemeinsam mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz bei dessen Sitzung am 19. August einen Alternativvorschlag für ein Statut des "synodalen Wegs" unterbreitet habe, der von einer Mehrheit der Bischöfe jedoch abgelehnt worden sei. Der Entwurf entspreche dem Reformverständnis der Kirche und richte sich nach den Maßgaben von Papst Franziskus. Darüber hinaus seien in ihm alle Punkte berücksichtigt, auf die der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, in seinem Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, kritisch hingewiesen habe.

Kardinal Marx weist Vorwürfe aus dem Vatikan zurück

In dem am Freitag öffentlich bekannt gewordenen Brief hatte Ouellet auf Basis eines Gutachten des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte kirchenrechtliche Bedenken gegenüber dem "synodalen Weg" geäußert und die deutschen Bischöfe ermahnt, sich keine Entscheidungskompetenzen für Fragen anzumaßen, die allein auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden könnten. Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wies Marx die Vorwürfe Ouellets inzwischen in einem eigenen Brief zurück. Der Münchner Kardinal habe darin betont, dass es hilfreich gewesen wäre, wenn die römische Seite vor der "Versendung von Schriftstücken" das Gespräch gesucht hätte. Marx verwahrte sich laut der Zeitung zudem gegen den Vorwurf, die deutschen Bischöfe veranstalteten mit dem "synodalen Weg" de facto eine Synode, ohne diese so zu nennen.

Das Statut des "synodalen Wegs" befindet sich derzeit noch in der Abstimmung. Bei einem Treffen von Vertretern der Bischofskonferenz und des am Prozess beteiligten Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) war am Freitag und Samstag in Fulda erneut über die Satzung diskutiert worden. Damit der "synodale Weg" wie geplant im Dezember starten kann, müssen Bischofskonferenz und ZdK dem Papier bei ihren jeweiligen Vollversammlungen im Herbst zustimmen. (stz)