Standpunkt

Die Diskussionen um den "synodalen Weg" lassen wenig Gutes erahnen

Veröffentlicht am 27.09.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Das der "synodale Weg" entsprechend der griechischen Bedeutung des Wortes "synodos" gemeinsam begangenen werden soll, war bislang kaum zu spüren, kritisiert Steffen Zimmermann. Er fordert alle Beteiligten deshalb auf, verbal abzurüsten.

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In der katholischen Kirche begegnet einem häufig die Überzeugung, dass die Kirche, was das Miteinander und die Gesprächskultur angeht, anders, ja besser als der Rest der Gesellschaft sei. Schließlich, so ein wiederkehrendes Argument, seien Katholiken als Brüder und Schwestern im christlichen Glauben vereint und damit ein Stück weit immunisiert gegen die Niedertracht der Welt. "Miteinander reden", "aufeinander hören", "voneinander lernen" – solche sanften und wertschätzenden Formulierungen hört man immer wieder, wo zwei oder drei Katholiken versammelt sind.

Dass dieses Bild eines friedlichen und freundschaftlichen Miteinanders in der Kirche mit der Realität nur wenig zu tun hat, dafür lassen sich in den vergangenen Wochen und Monaten viele Beispiele finden – und sie alle haben nicht nur innerkirchlich Schaden angerichtet, sondern auch über die Kirche hinaus. Dies gilt vor allem für die öffentlich geführten Diskussionen rund um den geplanten "synodalen Weg". Dass dieser Weg entsprechend der griechischen Bedeutung des Wortes "synodos" gemeinsam begangenen werden soll, war bislang viel zu selten zu spüren. Wenn selbst wohlmeinende Beobachter angesichts mancher Äußerungen inzwischen befürchten, dass der Weg bereits zu Ende sein könnte, obwohl er doch eigentlich erst richtig losgehen soll, spricht das Bände.

Klar: Der "synodale Weg" ist, so wie er angelegt wurde, inhaltlich und strukturell ein extrem herausforderndes Projekt. Und natürlich ist es notwendig, über die richtige und kirchenrechtlich saubere Ausgestaltung dieses Prozesses zu diskutierten – gerne auch kontrovers. Scharf formulierte Briefe und wenig versöhnliche "Basta"-Stellungnahmen – von Befürwortern und Kritikern des Wegs – sind jedoch in keiner Weise hilfreich. Im Gegenteil: Manche Äußerungen direkt am "synodalen Weg" Beteiligter wirkten und wirken abschreckend und lassen für den geplanten Prozess wenig Gutes erahnen.

Soll der "synodale Weg" eine Chance haben, müssen alle Beteiligten deshalb dringend verbal abrüsten und sich auf das Miteinander des Wegs besinnen. Nur dann macht der Prozess Sinn und nur dann kann er erfolgreich sein. Oder wie es Kardinal Reinhard Marx zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gestern in Fulda formulierte: "Der Sinn des synodalen Weg ist es ja, das man aufeinander hört, vor Ort in einem Raum Gegensätze austrägt, nicht hier jemand twittert und da jemand bloggt, ohne den anderen wahrzunehmen. Diesen synodalen Weg ersehne ich sehr." Möge er Gehör finden.

Von Steffen Zimmermann

Der Autor

Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.