Feige zu Rechtfertigungslehre: "Uns verbindet mehr als uns trennt"
Hochrangige Kirchenvertreter haben am Reformationstag an das vor genau 20 Jahren unterzeichnete Ökumenedokument zur Rechtfertigungslehre erinnert. Bei dem Festgottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche sagte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige für die katholische Kirche, "uns Christen verschiedener Konfessionen verbindet mehr als uns trennt". Die christliche Botschaft von der "befreienden Kraft" des Glaubens an Gott sei auch für die Menschen des 21. Jahrhunderts wichtig.
"Ich lerne viel von den anderen"
Der lutherische Landesbischof Frank Otfried July beschrieb das 20-Jahr-Jubiläum als Ermutigung, den Weg hin zu einer umfassenden, "versöhnten Verschiedenheit" der Kirchen weiterzugehen. "Ich lerne viel, wenn ich meinen katholischen Geschwistern und denen aus der orthodoxen, anglikanischen, methodistischen und reformierten Kirche begegne", so July, der Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds ist.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron, beschrieb den ökumenischen Dialog als gemeinsame Arbeit an der Übersetzung des Wortes Gottes für die Gegenwart.
Von der Evangelisch-methodistischen Kirche wirkte Bischof Harald Rückert an dem Gottesdienst mit. Pfarrer Hans-Georg Ulrichs vertrat den Reformierten Bund und Christopher Jage-Bowler den Rat der Anglikaner und Episkopalen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) war offiziell nur über die lutherischen Landeskirchen vertreten.
Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" gilt als Meilenstein im Dialog der christlichen Kirchen, da sie einen zentralen theologischen Streitpunkt der Reformation klärte: das Verständnis von Rechtfertigung und Erlösung des Menschen.
Keine Abendmahlsgemeinschaft
Allerdings wurde noch keine vollständige Einheit der Kirchen erreicht. So gibt es beispielsweise keine Abendmahlsgemeinschaft und kein gemeinsames Verständnis kirchlicher Ämter und der Rolle des Papstes. Der zunächst von Katholiken und Lutheraner unterzeichneten Erklärung schlossen sich inzwischen auch Methodisten, reformierte Kirchen und Anglikaner an. (KNA)