Der "synodale Weg" – eine Veranstaltung ohne Migrationshintergrund?
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Wenn es nun hoffentlich bald mit dem "synodalen Weg" los geht, freue ich mich darüber. Denn er nimmt den Auftrag des II. Vaticanums ernst, dass der "Kirche allzeit die Pflicht [obliegt], nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Licht des Evangeliums zu deuten" (Gaudium et Spes 4). Durch dieses Forschen und Deuten wird auch darum gerungen werden, dass die Kirche weder eine semper conservanda noch eine semper innovanda, sondern eben eine ecclesia semper reformanda – eine immer reformbedürftige Kirche – ist. Kurz gesagt: Eigentlich freue ich mich sehr auf diesen Weg und die zu erwartenden Impulse. Eigentlich. Wäre da nicht dieses ganz große Unbehagen in mir, das den Verdacht hegt, ob nicht ein ganz großes Zeichen der Zeit außen vor bleibt, das bei aller in der Satzung verankerten Geschlechter- und Generationengerechtigkeit offenbar voll unter den Tisch gefallen ist.
Ob Deutschland schon eine wirklich postmigrantische Gesellschaft ist, wage ich nicht zu beurteilen. Für die katholische Kirche in Deutschland aber würde ich die These auf jeden Fall bejahen. Wenn bei 1.700 ausländischen Ordensleuten in Deutschland die ausländische Ordensfrau im Straßenbild mittlerweile eher der Normal- als der Ausnahmefall ist, der ausländische Priester in der Gemeinde ebenfalls schon zum selbstverständlichen Alltag gehört und in vielen deutschen Diözesen der Anteil von Katholiken mit Migrationshintergrund signifikant ist – im Erzbistum Berlin liegt er bei rund 37 Prozent, Tendenz steigend –, dann hat die Kirche in Deutschland hier eine klare prophetische Vorreiterrolle innerhalb der deutschen Gesamtgesellschaft! Sie lebt bereits seit einigen Jahren glaubwürdig die Realität einer postmigrantischen Gesellschaft, sei es in der Pastoral, in der Diakonie, in der Verkündigung oder im Gemeindeleben – außer es geht um den "synodalen Weg".
Während von den 60 Personen, die an den vier vorbereitenden Foren beteiligt waren, mit der in Erfurt lehrenden Niederländerin Myriam Wijlens immerhin eine nicht-deutsche Delegierte beteiligt war, waren die 48 Personen der "Erweiterten Gemeinsamen Konferenz" im September in Fulda allesamt gebürtige Deutsche ohne Migrationshintergrund. Wenn diese Nicht-Repräsentanz der postmigrantischen deutschen Realität in der Synodalversammlung des "synodalen Wegs" Schule machen sollte, dann mache ich mir Sorgen um die Glaubwürdigkeit der deutschen Kirche. Wie sollte eine solche Kirche authentisch und glaubwürdig vor den spalterischen Gefahren des Rechtspopulismus warnen, wenn sie selbst eine der deutschesten Veranstaltungen durchführen sollte, die es in unserem Land gerade gibt?
Ich hoffe daher inständig auf eine postmigrantisch-repräsentative Zusammensetzung der Synodalversammlung des "synodalen Wegs". Vielleicht können die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken bei der Vergabe ihrer je 10 freien Sitze genau darauf achten?