Kirchenrechtlerin sieht Möglichkeiten ohne Gesetzesänderungen

Demel: Man kann das Machtgefälle in der Kirche schon jetzt verringern

Veröffentlicht am 17.01.2020 um 13:51 Uhr – Lesedauer: 

Regensburg ‐ Oft wird das Machtgefälle zwischen Klerikern und Laien als eine Ursache der Kirchenkrise angeführt. Doch was kann man daran heute ändern? Die Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel hat ein paar Vorschläge.

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Um das Machtgefälle zwischen Klerikern und Laien zu ändern, gibt es laut der Regensburger Kirchenrechtlerin Sabine Demel schon heute mögliche Schritte – ganz ohne Gesetzesänderungen. Die Kirche als "geschwisterliche Gemeinschaft" verlange "strukturelle Gleichheit im Zugang zu den Diensten und Ämtern, ohne Einschränkungen wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder des Lebensstandes", schrieb Demel in einem am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag der Zeitschrift Publik-Forum. "Doch das ist nicht Realität."

Demel hat gleich mehrere Vorschläge, um das schon jetzt zu ändern: So könnten auf Synoden und Konzilien bisher nur die Bischöfe und der Papst verbindliche Beschlüsse fassen. Laien hätten bestenfalls ein Beratungsrecht. Stattdessen könne der Bischof beispielsweise eine "freiwillige Selbstbindung" an das beratende Stimmrecht des Diözesanpastoralrates und der anderen Einrichtungen festlegen und dieses rechtlich zu einem entscheidenden Stimmrecht erheben, rät Demel. Gleiches sei auch für den Pfarrgemeinderat möglich.

Dienstordnung eines geschwisterlichen Miteinanders

Darüber hinaus könne eine diözesane oder pfarrliche Dienstordnung oder Geschäftsordnung eines geschwisterlichen Miteinanders eingeführt werden. "Darin sind die Rechte und Pflichten, Verantwortlichkeiten und Grenzen der Zuständigkeit festgeschrieben sowie die repräsentative Beteiligung bei der Personalauswahl für die Besetzung zentraler Ämter", so Demel.

Als dritten Punkt nennt die Kirchenrechtlerin die freiwillige Einführung einer jährlichen Rechenschaftspflicht des Pfarrers gegenüber dem Pfarrgemeinderat und des Bischofs gegenüber dem Diözesanpastoral- oder Priesterrat. "Es wird angekündigt und festgelegt, was konkret erfolgen soll, und dann berichtet, was davon tatsächlich erfolgt ist", schlägt Demel vor. "Was nicht umgesetzt wurde, ist begründungspflichtig – und kann erneut auf die Tagesordnung."

Der Gastbeitrag von Sabine Demel ist Teil eines Dossiers der Zeitschrift Publik-Forum zum Synodalen Weg. Vom 30. Januar bis 1. Februar findet in Frankfurt am Main die erste Synodalversammlung des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland statt. Der Reformprozess der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken ist auf zwei Jahre angesetzt. (cbr)