Verantwortliche loben Synodalversammlung – Kritik an Woelki-Aussagen
Die Verantwortlichen des Synodalen Wegs haben die Kritik des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki an der ersten Synodalversammlung entschieden zurückgewiesen. "Es wurden keine Redebeiträge oder Änderungsanträge ignoriert", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, am Samstag in Frankfurt am Main. Kurz zuvor hatte Woelki auf dem Internetportal domradio.de kritisiert, nicht jede Meinung habe bei der ersten Synodalversammlung ausreichend Gehör gefunden. Zudem sei die hierarchische Ordnung der Kirche infrage gestellt worden. Kortmann äußerte den Wunsch, dass der Kardinal seine Vorwürfe zurücknehmen solle.
Die Beratungen bei der Synodalversammlung seien so abgelaufen, wie es die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das ZdK zuvor geplant hatten, betonte der Münchener Kardinal Reinhard Marx. Woelki habe keinen Grund, sich zu beschweren, da er die Satzung des Synodalen Wegs selbst mitverabschiedet hatte. „Nicht jeder setzt sich mit seiner Meinung durch, das ist bei Abstimmungen nun einmal so“, kommentierte der DBK-Vorsitzende die Anschuldigungen Woelkis. Marx hob zudem hervor, dass es bei der ersten Versammlung nicht um inhaltliche Themen gegangen sei. "Wir alle wissen, dass die Diskussionen in den kommenden Synodalversammlungen deutlich konfliktreicher werden."
Sternberg: Protestantisch oder evangelisch "keine Schimpfwörter"
ZdK-Vorsitzender Thomas Sternberg zeigte sich von den Einlassungen Woelkis irritiert. Sie zeigten, dass sich die Kirche eine Grundfrage über die eigene Struktur stellen müsse: "Will man Synodalität, wie sie der Papst immer einfordert, oder will man altes Modell der kirchlichen Organisation aus dem 19. Jahrhundert?", so Sternberg. Weiter kritisierte er, dass Woelki die Synodalversammlung als "quasi protestantisches Kirchenparlament" bezeichnet hatte. Die Adjektive protestantisch oder evangelisch seien "keine Schimpfwörter". "Wir kommen sehr gut mit unseren Glaubensgeschwistern aus", so Sternberg. Das merke man auch bei der Vorbereitung des Ökumenischen Kirchentags 2021 in Frankfurt.
Marx kündigte an, Papst Franziskus in den kommenden Tag bei einer ohnehin anstehenden Reise in den Vatikan über das heute zu Ende gegangene Treffen zu informieren. Der Kardinal nannte die dreitägigen Beratungen ein "geistliches Experiment". Es gehe um den Versuch, etwas Neues zu tun. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Arbeit in den vier Foren nun vorangehe. Ob bei der für September geplanten zweiten Synodalversammlung bereits eine erste Lesung über Inhalte vorgenommen werden könne, sei nicht absehbar. Sternberg sprach von einem "neuen Bild von Kirche", das in Frankfurt habe erlebt werden können. Es gelte, thematisch zu Klärungen und Beschlüssen zu kommen. Sternberg wörtlich: "Der Weg entsteht beim Gehen."
Kortmann würdigte die Versammlung als "hierarchiefreien Raum" ohne Unterschiede zwischen Laien, Priestern und Bischöfen. Vertreter aus anderen Ländern hätten sich ebenfalls positiv über den Prozess geäußert, so Kortmann. Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, nannte das Treffen eine "großartige Zukunftswerkstatt". Bei Abstimmungen habe sich immer "die vernünftige Mitte durchgesetzt". Dies entspreche auch dem Meinungsbild in der Bischofskonferenz. Bode lobte zudem den Tagungsort Frankfurt. Die Gespräche während der kurzen Fußwege zwischen Hotel, Kaiserdom und Tagungszentrum hätten ebenfalls zum Erfolg der ersten Synodalversammlung beigetragen. (rom/KNA)