Erste Synodalversammlung: So fällt das Fazit der Teilnehmer aus
Nach dem Ende der ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs haben einige Teilnehmer Bilanz gezogen. Das Treffen sei ein "Zeugnis echter Katholizität der Kirche in Deutschland" gewesen, sagte Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Samstag in Essen. "Die Debatten haben eindrucksvoll gezeigt, wie sehr wir in einer Welt der Freiheit leben." Darin müssten sich heute die Botschaft der Bibel und der Tradition bewähren.
Die erste Synodalversammlung zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland war am Samstag mit kontroversen Diskussionen über Macht, die Beteiligung von Frauen und das Priesteramt zu Ende gegangen. Bei der ersten Etappe des Synodalen Weges verständigten sich die Delegierten auf eine Geschäftsordnung und die Besetzung von vier Arbeitsgruppen zu den zentralen Themen des Reformdialogs. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte bei der Abschluss-Pressekonferenz: "Der Geist des Miteinanders war positiv und ermutigend." Er sprach von einem "geistlichen Experiment". ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte: "Hier spricht keiner dem anderen die Frömmigkeit ab." In Frankfurt habe man ein "neues Bild von Kirche" erleben können.
Der Münsteraner Bischof Felix Genn lobte den respektvollen Umgang und die positive Gesprächsatmosphäre unter den 230 Delegierten. "Es gab die Bereitschaft, aufeinander zu hören und fair miteinander umzugehen - bei aller Unterschiedlichkeit der Positionen", sagte er am Sonntag laut Mitteilung der Diözese. "Es kann vielleicht mitunter noch ein ganz schwerer Weg werden, aber ich bleibe zuversichtlich." Es sei notwendig, "dass wir als Kirche zueinander finden und uns nicht gegenseitig blockieren, denn das dient der Einheit, für die wir gerade als Bischöfe verantwortlich sind".
Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte in einem Fazit, das vom Bistum veröffentlicht wurde: "Die Mitsorge aller um einen guten weiteren Weg der Kirche ist eindrucksvoll deutlich geworden." Es mache Mut, gemeinsam Kirche im Geist der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit voranzubringen, "ohne sich gegenseitig das Katholischsein abzusprechen". Bei der Versammlung sei ein konstruktiver Geist zu spüren gewesen. Nicht um das Überbordwerfen der katholischen Lehre sei es gegangen, sondern um die Frage, wie eine Weiterführung und Weitung möglich sein könne, so der Bischof.
Wuckelt: Zunächst alle Möglichkeiten des Kirchenrechts ausschöpfen
Die Theologin Agnes Wuckelt dringt auf mehr Mitsprache von Frauen. Zunächst sollten alle Möglichkeiten im Rahmen des Kirchenrechts ausgeschöpft werden, um etwa mehr Frauen in Leitungspositionen zu bringen, sagte die Vize-Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die ihren Verband beim Synodalen Weg vertritt, der KNA. Auch bei der Leitung von Gemeinden oder der Feier von Gottesdiensten sei noch Luft nach oben. Der nächste Schritt wäre, dass die Bischöfe in Rom nach Möglichkeiten für das Frauendiakonat anfragten. Drittens könnte ein Votum der Synodalversammlung erreichen, dass man "auf Ebene der Weltkirche die theologischen Argumente für und wider eine Priesterweihe von Frauen zusammenträgt und prüft."
Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann fordert einen Wandel im Umgang mit Macht. "Wir brauchen eine größere Partizipation aller Glieder der Kirche an Entscheidungsprozessen", sagte er im Interview mit katholisch.de. Dazu müsse die Kirche synodale Elemente deutlich stärker in ihrer Struktur verankern. Für besondes wichtig hält Wiesemann, "dass Frauen auf allen derzeit möglichen Leitungsebenen entsprechend teilhaben".
Der Berliner Erzbischofs Heiner Koch sieht das Verständnis von Kirche als zentrales Problem in der Reformdebatte. "Es geht schlicht und ergreifend darum: Wer sind wir als Kirche?", sagte er mit Blick auf die Rolle von Priestern und Frauen.
Kritik an der Synodalversammlung kam insbesondere vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. "Es sind eigentlich alle meine Befürchtungen eingetreten", sagte er am Samstag dem Kölner domradio. Durch den Synodalen Weg sei eine Art protestantisches Kirchenparlament installiert worden. Skeptiker des Reformdialogs hätten es vergleichsweise schwer gehabt, zu Wort zu kommen. Im Interview mit katholisch.de bemängelte der Kardinal zudem theologische Defizite. "Mein Eindruck ist, dass vieles, was zur theologischen Erkenntnislehre gehört, hier bei uns nicht mehr geteilt wird, und man stattdessen glaubt, die Kirche ganz neu und anders gestalten zu können." Viele Argumente seien mit Glaube und Lehre der Weltkirche nicht vereinbar. (mal/KNA)